Hintergrund ist die nach dem Mindestkurs-Schock einsetzende Erholung des Euros, die in den letzten fünfzehn Monaten merklich an Fahrt aufgenommen hat. Der EUR/CHF-Kurs kletterte von 1,06 Ende Februar 2017 auf 1,20 Ende April 2018. Der Euro hat seit 2015 um 13% und seit 2017 um 33% aufgewertet.
Wer bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,50 einen Kredit über 100.000 Euro aufgenommen hatte, ist zwar nicht über den Berg. Vergleicht man allerdings die Lage mit Anfang 2015, fühlt sich der Franken-Kreditnehmer als Gewinner. Am Schwarzen Donnerstag (15.01.2015) fiel der EUR/CHF-Kurs bis auf 0,90.
166.667 Euro wären seinerzeit vonnöten gewesen, um den Kredit zurückzuzahlen. Aktuell sind es 125.000 Euro. Der Verlust hat sich von 66.667 Euro auf 25.000 Euro mehr als halbiert. Laut Erkenntnissen der Behavioral Finance haben Franken-Kreditnehmer in den letzten Jahren drei Phasen durchlaufen:
- Die Mindestkurs-Aufhebung führt zu einer Schockstarre. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Anleger/Kreditnehmer Verluste viel stärker wahrnehmen als Gewinne in gleicher Höhe. Die Neigung Verluste Auszusitzen ist sehr ausgeprägt. Gewinne werden hingegen oft zu früh mitgenommen.
- Die Gewöhnung an den Verlust setzt ein. Der Franken-Kreditnehmer denkt vom neuen Referenzpunkt, also von einem Verlust von 66.667 Euro, aus. Verkleinert sich der Verlust, weil der EUR/CHF-Kurs steigt, nimmt er es als einen Gewinn wahr, obschon er objektiv weiter mit seinem Kredit unter Wasser ist.
- Nun setzen Gewinnmitnahmen ein, sprich es werden Euro-Konvertierungen vorgenommen. Das große Ziel, den leidigen Franken-Kredit loszuwerden, ist erreicht. Es beginnt eine Glücksphase, die allerdings nur einige Wochen anhält und ebenfalls der Gewöhnung zum Opfer fällt. Der ein oder andere erwischt sich dabei, weiter den EUR/CHF-Kurs zu beobachten.
🔗 Einschätzung Franken-Kredite, DZ Privatbank