Der Euro befestigt sich an Himmelfahrt über 1,19 Franken. Zuvor sank er mit 1,1865 auf den tiefsten Stand seit drei Wochen. "Es ist sicher, dass es eine nächste Krise geben wird", sagt Klaus Regling, Chef des Euro-Rettungsschirms ESM. Die Gretchenfragen: Wie schlägt sich der Euro dann gegen den Schweizer Franken? Hat er eine Chance?
"Anleger würden nicht die Notwendigkeit sehen, ihr Geld abzuheben, wenn sie wissen, dass es nicht nur durch ihre jeweilige Regierung, sondern durch ganz Europa gesichert ist", erklärt Regling mit Blick auf die gemeinsame Banken-Einlagensicherung bei einer Veranstaltung von Irlands Notenbank.
Mit dem Pflaster Bankenunion lasse sich die Fleischwunde faule Kredite im Bankensystem, die wegen des All-in-Approach auf kurz oder lang tiefer wird, nicht behandeln, erwidern Kritiker. Darüber hinaus brauche es eine Krise, denn nur dann würden in den Euroländern zumindest ein paar Reformen angepackt.
"Der Euro ließ gestern Federn und notierte gestern Abend unter 1,1900. Die schwierige politische Lage in Italien hat den Euro auf Talfahrt geschickt", so die Thurgauer Kantonalbank. Die St.Galler Kantonalbank schlägt in die gleiche Kerb: "Die politischen Unsicherheiten in Italien belasten den Euro. Dies könnte sich als erster Test erweisen, ob die aktuelle Bewertung gerechtfertigt ist."
Ist der griechisch-römische Stil das neue Politikmodell für die Euro-Südstaaten? In Italien verhandelt die Rechtsaußen-Partei Lega mit der Protestbewegung Fünf Sterne über eine Regierungsbildung. In Griechenland gibt es bereits eine solch ungewöhnliche Konstellation zwischen der politisch äußerst Rechten und Linken.
Auch wenn es Neuwahlen geben sollte, wäre das erst einmal kein Problem. Italien wird von der EZB protegiert. Geht man die Entscheide der Euro-Notenbank der letzten sieben Jahr durch, dann waren das in neun von zehn Fällen jedesmal auch Hilfen für Italien. Anleger können sicher sein, ihre italienischen Staatsanleihen im Krisenfall dem EZB-Abfallkübel zu überhöhten Preisen zu verkaufen.
EUR/CHF-Ausblick 2020
Ohne diese Garantie hätte es der Euro-Franken-Kurs wohl nicht auf 1,20 geschafft. Der Ausblick ist nicht unbedingt rosig: Die EZB wird bei einer Konjunkturabkühlung die Notenpresse wieder anschmeißen und noch mehr Euros in den Umlauf bringen, um den Laden zusammenzuhalten.
Der Euro käme dann zwar nicht gegen den mit sehr viel Solidität unterlegten Schweizer Franken so unter die Räder wie zwischen 2010-2011, als er von 1,50 auf 1,00 absackte (-33%). Aber mit rund der Hälfte der Verluste müsste man schon rechnen, so dass eine Situation von 1 Euro = 1 Franken (Parität) da wäre.
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Franken gestattet Euro über die Stränge zu schlagen
10.05.18
08:00