"Fundamental betrachtet bleibt der Schweizer Franken eine starke Währung". Aber die Situation am Devisenmarkt "bleibt fragil", könne sich rasch ändern, und dann sei der Franken in der Lage wieder zu erstarken. Das sind die Worte des Vizepräsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Fritz Zurbrügg. Der Euro-Franken-Kurs tappt derweil zwischen 1,19 und 1,20 weiter im Dunkeln. Die Chancen stehen fifty fifty. Der Aussicht auf höhere Kurse in der kurzen Sicht stehen zunehmende Risiken in der mittleren Sicht gegenüber.
Warum die SNB gerade jetzt eine 🔗so ausführliche Stellungnahme über ihre Geldpolitik in der Zeitung "Schweiz am Wochenende" abliefert, hat viele Gründe. Zum einen wäre da die Vollgeld-Initiative. Würde der Volksentscheid am 10. Juni 2018 vom Stimmvolk angekommen, dürften Banken wie UBS und Credit Suisse kein Geld mehr für die Vergabe von Buchkrediten schöpfen. Der SNB ist die Abstimmung ein Dorn im Auge. Ein heftige Reaktion des Euro-Franken-Kurses dürfte es bei einer Annahme des Volksentscheids geben. Allerdings ist vollkommen offen, ob nach oben oder unten, als sich die Schweiz hier womöglich ein Eigentor schösse.
Zum anderen sieht sich die SNB ganz offenbar gezwungen, zur Abschwächung des Schweizer Frankens Stellung zu beziehen. Bis zu ihrer nächsten vierteljährlichen Sitzung im Juni dauert es noch etwas, und so versucht man ganz offenbar, den Euro-Franken-Kurs bis dahin nahe 1,20 einzufrieren. "Der Franken ist nach wie vor hoch bewertet. Wir sehen keinen Anlass, die Negativzinsen oder unsere Bereitschaft aufzugeben, auf dem Devisenmarkt zu intervenieren", so Zurbrügg.
Große Sorgen bereiten der SNB die hohen Staatsschulden in der Eurozone: Hohe Schuldenstände wirkten sich immer negativ auf das künftige Wachstum aus. Darum sollten die Euro-Staaten die guten Zeiten jetzt nutzen, um notwendige Strukturreformen umzusetzen, fordert Zurbrügg. Wer zwischen den Zeilen liest, erkennt, dass derzeit die größte Gefahr für ein Wiedererstarken des Schweizer Frankens aus der Sicht der SNB ganz offenbar von Italien ausgeht.
Der Euro-Franken-Kurs reagiere besonders stark auf die Entwicklungen in der Eurozone. "Was wir in den vergangenen Jahren tatsächlich festgestellt haben, ist, dass die Safe-Haven-Funktion besonders dann spielte, wenn es Probleme in Europa gab", erläutert Zurbrügg. Wer hohe Schuldenstände und Probleme in Europa addiert, bekommt als Ergebnis Italien. Hier sind die Staatsschulden nach Griechenland am höchsten. Die sich anbahnende links-rechts-Regierung will beim Defizit weiter draufsatteln und hat bereits angekündigt, den Konflikt mit Brüssel zu suchen.
Der routinierte Euro-Franken-Kurs-Beobachter blickt auf den Zinsunterschied zwischen deutschen- und italienischen Staatsanleihen und gibt Entwarnung. Der Spread bei den Zehnjährigen kletterte zwar in den letzten zwei Wochen von 1,20% auf 1,29%. Zu Jahresbeginn war er allerdings bei 1,66%. Italien ist dank dem Whatever-it-Takes-Versprechen, der Vorstufe von dem von Frankreich und Südeuropa vehement geforderten Modell des Risk Sharing, also der Haftungsunion, abgesichert.
"Denken wir daran zurück, was die Finanzkrise tatsächlich verursacht hat. Der Glaube an ständig steigende Vermögenspreise", sagt Zurbrügg. Und hier bietet die Eurozone einen bunten Strauß an. Die Wertpapierpreise für Staatsanleihen aus Italien, Portugal und Spanien sind extrem hoch. Auch die Immobilienpreise steigen und steigen. Am Aktienmarkt ist der deutsche TecDax gerade auf ein Allzeithoch geklettert. Die Börsenhausse geht damit ins zehnte Jahr. Unternehmen häufen wegen die Niedrigzinsen immer höherer Schuldenberge an. Ob sie die auch bei einer Konjunkturabkühlung problemlos bedienen können, ist fraglich.
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So stuft die SNB den Euro-Franken-Kurs ein
14.05.18
08:00