Zur Lage von Franken-Kreditnehmern in Österreich im Mai
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern in Österreich im Mai

Geht die große Aufholgjagd für Franken-Kreditnehmer in die nächste Runde? Oder pfeift die Aufwärtsbewegung, die den Euro in den letzten 12 Monaten von 1,09 auf 1,1950 Franken (+9,63%) hob, auf dem letzten Loch? Die Ungewissheit bleibt allgegenwärtig. Bei den Zinsen ist die Lage auf den ersten Blick stabiler. In Stein gemeißelt sind die niedrigen Schweizer Zinsen aber nicht. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hört laut UBS demnächst auf, die Füße still zu halten.

Der typische Franken-Kreditnehmer in Österreich steht im Mai 2018 um 10% besser da als im Mai 2017. Wer sich vor der Finanzkrise bei seiner Bank 100.000 Euro zu einem EUR/CHF-Kurs von 1,50 borgte, hat einen Außenstand von 150.000 Franken in seinem Kreditvertrag stehen. Bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,1950 beträgt seine Restschuld 125.523 Euro. Damit steht er gut 12.000 Euro besser da als im Mai 2017. Damals waren Euro bei 1,09 Franken und Restschuld bei 137.615 Euro.

"Der Druck auf die SNB, die negativen Zinsen zu verringern, nimmt mit einem schwächeren Schweizer Franken weiter zu", warnt die UBS. SNB-Chef Thomas Jordan werde die Gelegenheit für eine leichte Anhebung des CHF-Libors nutzen, sobald die EZB ein Ende der quantitativen Lockerung festlege. Was sich auf den ersten Blick harmlos anhört, hat es in sich. Denn bereits im Juli wird die EZB aller Voraussicht nach mitteilen, wie sie mit dem Wertpapierkaufprogramm, das bisher offiziell bis September läuft, weiter verfährt.

Konsensmeinung unter Ökonomen ist, dass die EZB die Wertpapierkäufe noch einmal bis Ende 2018 verlängert und danach beendet. Die erste Leitzinserhöhung in der Eurozone soll dann ein halbes Jahr später, also Mitte 2019, kommen. Gemäß der UBS müsste man demzufolge bereits im 4. Quartal 2018 mit einer Leitzinserhöhung der SNB rechnen. CHF 1-Monats-Libor (aktuell: -0,78%) und CHF 3-Monats-Libor (aktuell: -0,72%) würden dann Richtung -0,50% steigen. Für obigen Franken-Kreditnehmer, der bisher pro Quartal 120 Euro Zinsen zahlt, ergäbe sich eine neue Situation.


Zinsberechnung bei CHF 3-Monats-Libor -0,50%, Aufschlag 1,1% (neu):
  • CHF 3-Monats-Libor von -0,50% + 1,1% Aufschlag = Kreditzins von 0,60%
  • 0,60% von 150.000 Franken = 900 Franken pro Jahr (p.a. - per annum)
  • 900 Franken geteilt durch 4 = 225 Franken pro Quartal
  • 225 Franken zum aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,1950 = 188 Euro

Zinsberechnung bei CHF 3-Monats-Libor -0,72%, Aufschlag 1,1% (alt):
  • CHF 3-Monats-Libor von -0,72% + 1,1% Aufschlag = Kreditzins von 0,38%
  • 0,38% von 150.000 Franken = 570 Franken pro Jahr (p.a. - per annum)
  • 570 Franken geteilt durch 4 = 143 Franken pro Quartal
  • 143 Franken zum aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,1950 = 120 Euro

Die von der Zinsseite kommende jährliche Mehrbelastung für den Franken-Kreditnehmer hält sich mit 272 Euro in Grenzen. Die Gefahr geht wieder einmal vom Wechselkurs aus. Erhöht die SNB die Zinsen, könnte der EUR/CHF-Kurs deutlich fallen. Die UBS rechnet zwar nicht damit. Sie sagt sogar, dass sich der Euro in der zweiten Hälfte 2018 über "einen Basiskurs" von 1,20 Franken etablieren werde. Hier liegt allerdings eine Schwachstelle in der Analyse der größten Bank der Schweiz.

Franken-Kreditnehmer sollten auf jeden Fall auf dem Zettel haben, dass die SNB ihre Zinserhöhung macht, die EZB allerdings nicht. Wie schnell eine Notenbank von Zinserhöhungen Abstand nehmen kann, hat gerade die Bank von England vorgemacht. Sie ließ eine Leitzinserhöhung wegen einen schwächeren Konjunktur ausfallen. In Euroland könnte dasselbe passieren.

Für Deutschland, das die Konjunktur in Eurozone in den letzten Jahren ungemein gepusht hat, gebe es Hinweise, dass das Wachstum seinen Zenit überschritten habe, zitiert Fonds Online den Invesco-Chefökonom John Greenwood. Zugleich bleibe das Bankensystem in der Eurozone eine Schwachstelle. In mehreren Ländern lägen die Kreditausfallquoten unverändert hoch, so der Experte. Dass die EZB in einem solchen Umfeld die Zinsen erhöht, ist unwahrscheinlich.