Der Euro-Franken-Kurs ist auf dem Weg unter 1,10, nachdem der oberste Währungshüter der Eurozone seine bittere Abneigung gegen ein Ende der ultralockeren Geldpolitik bekräftigt. Da hilft es auch nicht, dass sich Deutschland und Frankreich auf ein Reformpaket für die Eurozone einigen. Die Euro-Währung wird von Tag zu Tag unseriöser. Der Ausblick ist grauenhaft.
Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Dass Draghi große Probleme mit der freien Preisbildung an den Finanzmärkten hat, ist nichts Neues. Die Bevormundung, die er sich anmaßt, schon. Eine steigende Volatilität sei gefährlich für die Wirtschaft und die Inflation und müsse deswegen mit Notenpressen-Euros bekämpft werden, sagt Draghi sinngemäß auf der EZB-Konferenz im portugiesischen Sintra.
Er unterstreicht seine Einlassungen mit einer Drohung an die Finanzmarktteilnehmer das Wertpapierkaufprogramm nicht auslaufen zu lassen und die Zinsen auch nach dem Sommer 2019 nicht zu erhöhen. Die Volatilität steigt zumeist, wenn die Kurse von Aktien und Anleihen fallen. Und genau das will Draghi verhindern, obwohl Abwärtsbewegungen etwas völlig Normales sind. Es ist purer Sozialismus, der hier stattfindet. Die EZB hebelt die Gesetze von Angebot und Nachfrage aus.
Weil höhere Leitzinsen ein rotes Tuch für die EZB sind, reagiert der Euro mit Kursverlusten. Da hilft es auch nichts, dass Merkel und Macron über die Köpfe kleinerer Euroländer hinweg die Einführung eines Eurozonen-Haushalts ab 2021 verabreden. Es passt ganz gut, weil bis dahin in Deutschland der Solidaritätszuschlag zum Aufbau Ostdeutschland ausläuft. Transferzahlungen werden fortan nicht mehr nach Görlitz und Greifswald sondern nach Griechenland und Portugal fließen.
Ausblick 2019
Viele Devisen-Auguren prognostizieren den Euro-Wechselkurs für 2019 auf 1,20 Franken und mehr. Hintergrund: Sie gehen davon aus, dass es eine erste EZB-Leitzinserhöhungen geben wird. Doch daraus wird wohl nichts. Denn der Wirtschaftsaufschwung in der Eurozone ist in einem späten Stadium. Um den Konjunkturmotor hochtourig weiterlaufen zu lassen, müssten sich die Europäer noch massiver verschulden und deutliche Steuersenkungen nach US-Vorbild vornehmen. Danach sieht es aber beileibe nicht aus.
Insofern steigt von Tag zu Tag die Wahrscheinlichkeit, dass die Eurozone mit ihrem Negativzins-Regime in einen Abschwung und schließlich in eine Rezession rasselt. Viele Unternehmenspleiten werden dann nachgeholt. Infolge steigen die faulen Kredite in den Bilanzen der Banken. Dadurch sinkt die Geldmenge, die von der Kreditvergabe der Banken abhängt, das so genannte Giralgeld. Die Kerninflation geht Richtung 0%.
Draghi wird nun mit seinem Wertpapierkaufprogramm wieder massiv Zentralbankgeld pumpen, um die Geldmengenverluste beim Giralgeld auszugleichen. Anleger wären schön doof in seinem solchen Umfeld in den Euro zu gehen. Sie werden den Schweizer Franken bevorzugen.
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EUR/CHF-Ausblick: Rückfallrisiko nimmt zu
20.06.18
08:00