Die letzte EZB-Sitzung hatte negative Konsequenzen für den Euro: Er sank von 1,1650 auf 1,1480 Franken, nachdem Draghi aus heiterem Himmel eine Leitzinserhöhung vor September 2019 einfach mal so ausschloss. Damit hat der Italiener sein Pulver zwar nicht verschossen. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass er zum jetzigen Zeitpunkt nachlegt. Hält Draghi still, ist das eine Chance für den Euro steigen.
EZB-Offizielle äußern sich auffällig oft negativ über Trump. Dabei ist es absolut nicht ihre Baustelle, die Handlungen des US-Präsidenten zu bewerten. Zumal sich Trump ganz bestimmt nicht von südeuropäischen Notenbank-Akademikern, die aus gut betuchten Familien stammen und oft noch nie in ihrem Leben etwas Richtiges gearbeitet oder erfolgreich gewirtschaftet haben, Ratschläge geben lassen wird.
Draghi und seine Mannen (Frauen haben in der Draghi-EZB ja kaum Chancen) versuchen mit ihrer Kritik an Trump etwas zu beeinflussen, was sie nicht können. Der einzige Sinn dieser Übung besteht darin, Ausreden parat zu haben, die man dann aus dem Ärmel zaubert, wenn die negativen Konsequenzen der radikalen Geldpolitik einsetzen.
Für die EZB-Sitzung am 26. Juli wird dann auch erwartet, dass sich Draghi wieder einmal lauthals über Trumps Protektionismus beschweren wird. Dieser zersetze das Vertrauen von Unternehmen und Haushalten und sei deshalb für die konjunkturelle Expansion sehr gefährlich, flötet der Italiener seit Jahresbeginn regelmäßig vor.
Anders als die Ausschließeritis bei den Zinsen ist die Nörgelei über die Trump-Politik für den Euro-Franken-Kurs kein Problem. Wenn sich Draghi also am Donnerstag in den Urlaub mit Seitenhieben auf Trump verabschiedet und Aussagen über die Geldpolitik wieder einmal nach dem Muster abwehrt: "Darüber haben wir im EZB-Rat nicht geredet", könnte das ein kleiner Befreiungsschlag für den Euro sein.
Es ist daher gut möglich, dass der Euro in der zweiten Wochenhälfte auf knapp 1,18 Franken steigt.
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Brüskiert Draghi den Euro erneut?
23.07.18
08:00