Der Euro behauptet sich trotz geopolitischen Unsicherheiten gegenüber dem Schweizer Franken. Zwischen den USA und Nordkorea kriselt es wieder. Ferner twitterte Hedgefonds-Legende Ray Dalio am Freitagabend kurz vor US-Börsenschluss: "Heute ist der erste Tag Krieg mit China." Am EUR/CHF-Kurs perlt beides ab. Entscheidend ist, dass die EZB in den nächsten Wochen einen stärkeren Euro zulassen muss, um nicht zu leicht ausrechenbar zu sein.
Man darf nicht alle geopolitischen Verunsicherungen in einen Topf schmeißen: Wenn es außerhalb der EU/Eurozone Probleme gibt, dann ist das für den Euro-Franken-Kurs längst nicht so gravierend wie eine Krise in Italien oder eine Banken-Abwicklung in Portugal. Es handelt sich um ein klassisches 80:20-Verhältnis: Auf Verunsicherungen in der Eurozone lassen sich 80% der Kursverluste des Euros zum Franken zurückführen. Alles was von außerhalb kommt, ist lediglich für 20% der Kursverluste verantwortlich.
"Was wir in den vergangenen Jahren tatsächlich festgestellt haben, ist, dass die Safe-Haven-Funktion besonders dann spielte, wenn es Probleme in Europa gab", erklärte der Vizedirektor der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Fritz Zurbrügg, unlängst in einem ausführlichen Interview mit der Zeitung "Schweiz am Wochenende".
Der Euro hat aktuell sogar Aufwärtspotenzial. Das liegt daran, dass die EZB Anlegern zuletzt klargemacht hat, dass sie mit den überraschend gesunkenen deutschen Zinsen überhaupt nicht einverstanden ist. Obwohl Draghi ein Ende des Netto-Ankaufs von Staatsanleihen für Dezember 2018 in Aussicht stellte, sank der Zins auf zehnjährige Bundesanleihen in den letzten vier Wochen von 0,5% auf 0,3%. Die EZB-Kommunikationsstrategen versuchen nun gegenzuhalten, um nicht zu leicht ausrechenbar zu werden.
An den Finanzmärkten gibt es aber kein Free Lunch: Eine hawkishere EZB-Kommunikation wird man mit einem härteren Euro und steigenden Zinsen auf südeuropäische Staatsanleihen bezahlen müssen. Beides wird der konjunkturellen Abkühlung in der Eurozone Vorschub leisten. Aber soweit ist es noch nicht. Die EZB wird die hawkishen Töne einsickern lassen, was dem Euro hilft gegen Franken und Dollar zu steigen. Wenn sich dann im September herausstellt, dass das Wirtschaftswachstum der Eurozone Richtung 1% fällt, wird die EZB erneut gegensteuern, der Euro-Franken-Kurs wäre neuen Abwärtsrisiken ausgesetzt.
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80:20-Verhältnis als Wegweiser für EUR/CHF-Kurs
09.07.18
08:00