Zur Lage des Euro-Franken-Kurses im Juli 2018
Home » » Zur Lage des Euro-Franken-Kurses im Juli 2018

Zur Lage des Euro-Franken-Kurses im Juli 2018

"Wir gehen angesichts der erhöhten Euroraumrisiken davon aus, dass der Euro/Schweizer Franken-Wechselkurs vorerst auf Niveaus unter 1,20 verharren wird", prognostiziert die Commerzbank. "Sollte sich die Situation im Euroraum sogar zuspitzen und der Euro/Schweizer-Franken-Wechselkurs deutlich unter die Marke von 1,14 fallen, dürfte die SNB wieder zu Devisenmarktinterventionen greifen", meint das deutsche Geldhaus, dessen Aktienkurs in den letzten fünf Monaten 40% abgestürzte.

Die Schweizer Regierung tendiert inzwischen dazu, einen sinkenden Euro-Franken-Kurs zuzulassen. Mit Blick auf die wegen Euro-Stützungskäufen auf über 800 Milliarden Franken angewachsene Bilanzsumme der Schweizerischen Nationalbank (SNB) spricht der eidgenössische Bundesrat Ueli Maurer von "der Grenze des Erträglichen". Gleichwohl sollte man nicht ausschließen, dass sich SNB-Chef Thomas Jordan über die Bedenken der Regierenden hinwegsetzt und wieder kräftig Euros kauft.

Der EU-Gipfel war aus der Sicht des Euros ein Schlag ins Wasser. Keine nennenswerte Beschlüsse zur Vertiefung der Eurozone. Weder für die von der EZB und vielen anderen seit geraumer Zeit geforderte gemeinsame Einlagensicherung von Banken-Guthaben noch für den Eurozonen-Haushalt von Frankreichs Präsident Macron gibt es grünes Licht. Vor einem halben Jahr hieß es noch auf dem EU-Gipfel Mitte 2018 würden in Sachen Euro-Reformen Nägel mit Köpfen gemacht.

Als eurofreundlich einzustufen ist lediglich die Erweiterung des Aufgaben- und Verantwortungsbereichs des ESM-Rettungsschirms. Dieser darf künftig neben Hilfspaketen für klamme Euroländer als Geldgeber letzter Instanz für Banken, die in Schieflagen geraten, herangezogen werden. Damit hat sich die Eurozone ein Jahrzehnt im Kreis gedreht. Im Laufe der Finanzkrise hatten Deutschland und andere Länder ihre Banken mit Steuergeldern gerettet. Danach verbot man Banken-Rettungen, nun erlaubt man sie wieder durch die Hintertür.


Aus charttechnischer Sicht heißt es abwarten: Der Euro-Franken-Kurs befindet sich nach seinem kräftigen Anstieg von 1,15 auf 1,20 zwischen Februar und Mai und dem anschließenden Rückfall auf 1,14 in einer Keilformation. Es ist bisher offen, ob die Formation nach oben oder nach unten aufgelöst wird.