Streng genommen hat es der Euro in dieser Woche vergeigt. Der EUR/CHF-Kurs verletzt die langfristige Aufwärtstrendlinie. Zwar gelingt es ihm anschließend über die Linie zurückzusteigen. Anders als beim wichtigen Aktienindex S&P 500, der zu Jahresbeginn kurz unter die von Börsianern ständig beobachte 200-Tage-Linie rutschte, kann man beim EUR/CHF-Kurs aber keine Ausnahme machen.
Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis der Euro unter 1,10 Franken sinkt. Euro-Optimisten, unter ihnen zwei österreichische Banken, und Charttechniker-Skeptiker wollen den Paradigmenwechsel nicht wahrhaben und rechnen trotz der Verletzung der langfristigen Aufwärstrendlinie mit einen erneuten Anstieg des Euros Richtung 1,20 Franken.
Mit Blick auf die Trendlinien-Verletzung lässt sich auf den S&P 500 verweisen. Der sackte während des Börsenbebens zu Jahresbeginn kurz unter die 200-Tage-Linie, eroberte die Linie dann aber sehr rasch zurück. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Der wichtigste US-Aktienindex hat unlängst ein neues Rekordhoch markiert. Dahinter steckt aber eine fundamentale Story:
Der US-Kongress hat Ende 2017/Anfang 2018 in wenigen Wochen mittels Steuersenkungen und Ausgabenprogramme round about 2 Billionen US-Dollar in die US-Wirtschaft gepumpt. Zum Vergleich: Als Barack Obama auf dem Höhepunkt der Finanzkrise ins Weiße Haus einzog und die USA jeden Monat 800.000 Arbeitsplätze verloren, machte der US-Kongress gerade einmal ein Konjunkturpaket von 800 Milliarden Dollar locker.
Der Euro-Franken-Kurs hat eine solche Story nicht. Der zaghafte Ausstieg der EZB aus der radikalen Geldpolitik reicht nicht aus, zumal das Ende der Staatsfinanzierung über die Notenpresse längst nicht in trockenen Tüchern ist. Laut dem früheren EZB-Vizepräsident Vitor Constancio gehört der Ankauf von Staatsanleihen inzwischen zur konventionellen EZB-Geldpolitik.
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EUR/CHF-Kurs fehlt Power für nochmal 1,20
15.09.18
08:00