Der Schweizer Franken hat sich schon warmgelaufen, Gold ist noch in der Umkleidekabine. Die Renaissance Sicherer Häfen ist in Anbetracht von Rekordhoch zu Rekordhoch steigender globaler Schuldenstände nur eine Frage der Zeit. Darüber hinaus existiert eine Misskonzeption. Devisen-Auguren kapieren nicht, dass EUR/CHF auch ohne Eurozonen-Probleme auf 1,06 abschmieren kann.
Gold hat 2018 bislang das Nachsehen. War die Feinunze zu Jahresbeginn noch 1.300 US-Dollar wert, sind es aktuell 1.200 Dollar. Der Schweizer Franken legte hingegen gegenüber Euro und Dollar zu. Dies führte zu einem Absinken des EUR/CHF-Kurses von 1,17 auf 1,12 und des USD/CHF-Kurses von 0,9750 auf 0,9650.
Es ist davon auszugehen, dass beim USD/CHF-Kurs noch etwas nachkommt, da sich der Dollar wegen dem starken US-Wachstum bisher ganz gut behaupten konnte. Kommt es jedoch zu der unvermeidbaren Annäherung der Wachstumsraten zwischen den USA und der Schweiz, wird der Franken gegen den Greenback zulegen und dies sollte dann den Euro-Franken-Kurs unter 1,10 zu schleudern.
Zehn Jahre nach der Lehman-Pleite scheint alles in Ordnung. Kratzt man an der Oberfläche, ist das freilich nicht der Fall. Wenn sie ehrlich seien, müssten die Notenbanken zugeben, dass sie die Zinsen zu lange zu tief belassen haben, heißt es in einem auf Bloomberg veröffentlichten Research-Papier über die weltweiten Schuldenstände.
Neben den Staatsschulden sind auf beiden Seiten des Atlantiks die hohen Unternehmensschulden eine sehr wahrscheinliche Ursache für die nächste Rezession. Die Finanzingenieure, die bis 2008 ihr Unwesen in den Banken getrieben haben, sind quasi in die Finanzabteilungen von Unternehmen gewechselt und treiben dort seit langem ihr Unwesen mit Aktienrückkaufprogrammen etc.
Was beim Euro-Franken-Kurs oft in Vergessenheit gerät, ist die Tatsache, dass die Devisennotierung schon lange vor der Euro-Krise begann zu sinken. Im Herbst 2007, als Banken wie Northern Rock wackelten und der damalige deutsche Finanzminister Steinbrück der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB zur Hilfe eilte, ging die Talfahrt des Euros bei 1,68 Franken los.
Bis in Griechenland Ende 2009 die ersten Probleme bekannt wurden, hatte der Eurokurs schon 12% auf 1,48 Franken verloren. Das zeigt: Selbst wenn es in der Eurozone ruhig bleiben sollte, wird der Euro-Franken-Kurs bei einer Abkühlung der Weltwirtschaft sinken.
Nimmt man das Hoch des Euros vom April 2018 bei 1,20 Franken als Ausgangspunkt und rechnet 12% Kursverluste runter, so hat der Euro Platz auf 1,06 Franken zu fallen, selbst wenn es in der Eurozone einigermaßen ruhig bleiben sollte. Diesen Blickwinkel blenden Devisen-Auguren aus. Sie warnen stets vor Eurozonen-Risiken und vergessen dabei, dass der EUR/CHF auch aus anderen Gründen sinken kann.
Home »
EURCHF Analyse
» So fällt EUR/CHF ohne Euro-Krise auf 1,06
So fällt EUR/CHF ohne Euro-Krise auf 1,06
18.09.18
08:00