Der Euro sieht bisher keinen Anlass in Deckung zu gehen, obwohl es genügend schlechte Nachrichten gibt, die für ein Comeback des Schweizer Franken sprechen. Noch hat sich die Logik, dass Italiens auf Konfrontationskurs gehende Regierung das geplante Ende der EZB-Staatsanleihenkäufe aushebeln könnte, nicht durchgesetzt. Der EUR/CHF-Kurs hält sich stabil bei 1,14.
Italien kidnappt die Eurozone: Nachdem sein italienischer Landsmann Draghi die EZB zu einer Banca d'Italia, in der Staatsfinanzierung mittels Notenpresse und wachsweiche Bankenaufsicht Gang und Gäbe sind, umgebaut hat, hebelt Matteo Salvini die Fiskalregeln aus. Gleichzeitig zementiert Italiens Vize-Regierungschef die Euro-Mitgliedschaft, indem er sagt, seine Kinder würden mit dem Euro in der Tasche aufwachsen.
Die Ausgabenpläne der italienische Regierung sind ein Frontalangriff auf die EU-Regeln. Selbst der frühere deutsche Kanzler Gerhard Schröder hatte sich nicht getraut den Stabilitäts- und Wachstumspakt so offenkundig zu attackieren. Es gibt Parallelen zum Vorgehen des italienischen EZB-Chefs. Draghi sagte vor knapp vier Jahren, der Ankauf von Staatsanleihen sei notwendig, um die Kerninflation in der Eurozone zu erhöhen. Daraus wurde freilich nichts.
"Die Feinde Europas sind diejenigen, die im Bunker von Brüssel verschanzt sind", poltert Salvini an die Adresse von EU-Chef Juncker und dessen bereits für seine laxe Auslegung berühmt und berüchtigten Währungskommissar Moscovici. Die italienische Regierung verspricht mit ihrem spendierfreudigen Haushalt das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr auf 1,6% zu steigern. Realistisch ist laut Experten lediglich die Hälfte.
Draghis Bailout
Der allmähliche Weg der EZB zur Normalisierung scheint gefährdet, da die italienischen Anti-Establishment-Politiker ihren fiskalischen Forderungen treu blieben, zitiert Marketwatch den europäischen Währungsexperten Stephen Gallo. Die EZB müsste bei einem fortwährenden Zinsanstieg Italiens handeln, so Gallo.
Genau das ist die große Gefahr für Franken-Fremdwährungskreditnehmer, die mit einer fortwährenden Erholung des Euro-Franken-Kurses liebäugeln. Es geht nicht notwendigerweise um eine Verlängerung der so genannten Netto-Staatsanleihenkäufe über Jahrendende 2018 hinaus. Abwärtsrisiken für den Euro würden sich bereits auftun, sollte Draghi an den Parametern des Wertpapierankaufs herumdoktern.
So könnte die EZB ihre Einnahmen aus Zinsen und fällig werdenden Staatsanleihen vorwiegend dazu nutzen, um italienische Staatsanleihen auch 2019 zu kaufen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Draghi seinem Heimatland mithilfe von komplizierten geldpolitischen Maßnahmen, die für die breite Öffentlichkeit nur schwer nachzuvollziehen sind, unter die Arme greift.
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An diesem Punkt bricht der EUR/CHF wegen Italien ein
09.10.18
08:00