Schweizer Franken holt sich einen Schupfen
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Schweizer Franken holt sich einen Schupfen

Jetzt hat es auch die Schweiz erwischt! Eine überraschende Schrumpfung der Wirtschaft läutet ein Ende der jüngsten Stärkephase des Schweizer Franken ein. Der EUR/CHF-Kurs klettert 1,1260 auf 1,1350. Um 0,2% hat sich die Schweizer Wirtschaftsleistung gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 3. Quartal verkleinert. Ökonomen und jene Devisenändler, die den Euro unter 1,10 Franken drücken wollen, werden auf dem falschen Fuss erwischt. Sie hatten mit einer BIP-Erhöhung um 0,4% gerechnet.

Das ist schon einigermaßen dramatisch, wie deutlich die Konsensschätzung verfehlt wird. Auch die Eurozonen-Wirtschaft hat die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllt. Für den Euro-Franken-Kurs wird es nun darauf ankommen, wie sehr Schweizerische Nationalbank (SNB) und Europäische Zentralbank (EZB) ihre sich nun ihre Wachstumsprognosen zusammenstauchen. Beide Notenbanken rechnen für ihren Währungsraum im laufenden Jahr mit einem Wachstum von 2%. Das wird aber nicht mehr zu schaffen sein.

Die Abkühlung der exportabhängigen Schweizer Wirtschaft macht den Ausredenkünstler das Leben schwer. Sie argumentieren, dass sich die deutsche Wirtschaft wegen gedrosselten Pkw-Neuzulassungen aufgrund strengeren Abgasregeln vorübergehend abgekühlte. Dieselben Leute hatten Anfang 2018 eine Grippewelle für ein enttäuschende BIP-Zahlen verantwortlich gemacht. Man weigert sich anzuerkennen, dass die deutsche Wirtschaft und weite Teil der Eurozone inmitten einer längeren Abkühlungsphase sind.

Nun hat die Schweizer Wirtschaft keine nennenswerte Automobilproduktion, aber auch sie ist geschrumpft. Das ist ein Indiz dafür, dass die Wachstumsabkühlung Europas etwas Dauerhaftes ist. Die fetten Jahre sind vorbei. Es gibt praktisch nur eine Möglichkeit, die Konjunktur wieder anzufachen. Für das Helikopter-Geld (die Notenbanken drucken Geld und schenken es den Bürgerinnen und Bürgern) ist die Zeit aber noch nicht reif. Man will sich diese Maßnahme aufbewahren für die Zeit, wenn die Eurozonen-Wirtschaft in einer Rezession ist und aus dieser nicht mehr rauskommt.


Für den Euro kommt die Meldung zur Schweizer-Wachstumsschwäche zum Idealzeitpunkt. Denn er war gerade dabei Schiffbruch zu erleiden und unter die langfristige Aufwärtstrendlinie abzusacken. Nun sieht es nach einem Zurückpraller nach oben aus. Man sollte aber nicht zu viel erwarten. Damit sich die Lage für den Euro spürbar verbessert, braucht es einen Wochenschlusskurs über 1,1450 Franken.