Stabile Seitenlage
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Stabile Seitenlage

Der Euro ist gegenüber dem Schweizer Franken seit Anfang Oktober 2018 in einer stabilen Seitenlage. Mal etwas über und mal etwas unter 1,14 Franken: Mehr Schwankungen lässt das Devisenpaar nicht zu. "Das Chaos im englischen Unterhaus gestern Mittag (...) hatte erstaunlicher Weise keinen großen negativen Einfluss auf den EUR/CHF", kommentiert die Thurgauer Kantonalbank.

Auch Italien birgt für den Euro-Franken-Kurs derzeit keine Abwärtsrisiken. Das liegt zum einen daran, dass die Inflation wegen eines kräftig gesunkenen Ölpreises rückläufig ist und die nominalen Zinsen drückt. Darüber hinaus wird ein Zinsanstieg bei italienischen Zehnjährigen auf das kritische Niveau von 4% von Gerüchten über neue EZB-Langfristkredite vereitelt.

"Kurzfristig könnte der Druck auf EUR/CHF noch etwas anhalten. Mittelfristig sollte der solide Konjunkturausblick im Euroraum die Gemeinschaftswährung wieder stärken", meint die Graubündner Kantonalbank. EZB-Chef Draghi pflichtet bei: "Es gibt sicher keinen Grund, warum die Expansion im Euro-Raum abrupt enden sollte."

Beim früheren Arbeitgeber des Italieners kommt man zu einem anderen Ergebnis: Die Verluste an den Aktienmärkten zeigten, dass Anleger einen tieferen Konjunkturabschwung erwarteten und den offiziellen Wachstumsprognosen nicht trauten, sagt der Experte Peter Oppenheimer von Goldman Sachs. Man müsse mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung und weniger Wirtschaftswachstum rechnen.

Wer sich auf den Brexit und den Italien fokussiert, um den Euro-Franken-Kurs zu prognostizieren, dürfte einen Fehler machen. Theresa May wird wohl im Amt bleiben, ihre Brexit-Austrittsvereinbarung von den Parlamentariern jedoch abgelehnt. Laut einem BBC-Experten müsste es dann eine zweite Volksbefragung geben und die EU die im Frühjahr 2019 endende Austrittsfrist um ein Jahr verlängern.

Der Budgetstreit zwischen den Euro-Finanzministern und Italien könnte sich noch ein halbes Jahr hinziehen. Ob Italien für seine ungezogene Fiskalpolitik bestraft wird, ist vollkommen offen. Es spielt auch keine Rolle, denn Draghi wird italienische Banken rechtzeitig mit Langfristkrediten füttern, so dass die Geldhäuser wieder mehr heimische Staatsanleihen kaufen.

Fazit:
Italien und Brexit haben momentan keinen Einfluss auf den Euro-Franken-Kurs. Dies zeigt die seit Wochen andauernde Seitwärtsentwicklung. Beide Themen sind langwierig und recht gut abschätzbar. Entscheidend ist, ob es die mit Notenpressen-Geld aufgeputschte Eurozonen-Wirtschaft bereits jetzt erwischt, oder ob die vermeintlichen Euro-Retter den Klapperladen ein weiteres Jahr zusammenhalten.

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