Deutschland macht jedwedem Anstiegsversuch des Euro ein Strich durch die Rechnung, und so fristet der EUR/CHF-Wechselkurs bei 1,13 ein Schattendasein. Damit er sich dort halten oder steigen kann, ist er auf die Unterstützung von Europas größter Volkswirtschaft angewiesen. Ihm hilft es nicht, dass Italien im Budgetstreit auf die EU-Kommission zugeht und die Zinsen etwas runtergehen. Zu viele Euros aus der Notenpresse flattern herum, und das wird sich auch 2019 nicht ändern.
"Die deutsche Konjunktur kühlt ab", berichtet ifo-Chef Clemens Fuest. Der Geschäftsklimaindex ist im November zum dritten Mal in Folge gefallen, was in der Regel eine Wende zum Schlechteren signalisiert. Die vom ifo-Institut befragten 9.000 Unternehmen beurteilen sowohl ihre Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter. Es gibt einen weiteren Hinweis dafür, dass wer auf Deutschland setzt, in ein fallendes Messer greift.
Der Chef der französischen Großbank Crédit Agricole erteilt im Gespräch mit der Zeitung "Frankfurter Allgemeine" einer Übernahme der Commerzbank eine Absage. Deutschlands zweitgrößte Bank wäre recht günstig zu haben, ihr Aktienkurs brach seit Jahresbeginn 36% ein. Das Risiko, dass die Commerzbank in der Verlustzone landet, wenn die deutsche Wirtschaft nach den fetten Jahren auf sieben magere zusteuert, ist aber offenbar zu groß.
Risiken nehmen Überhand
Italiens Regierung hat einen Etappensieg errungen: Es zahlt sich aus, dass man in den letzten sechs Monaten so richtig auf die Pauke gehauen hat. Die EZB bereitet eine Geldspritze für italienische Banken vor. Mit dieser wären die Geldhäuser dann in der Lage wieder mehr heimische Staatsanleihen zu kaufen. Und so senden die Vizepremiers Salvini und Di Maio versöhnliche Töne aus. Man könne beim Defizit etwas runtergehen, so ihre Message.
Neben zahlreichen anderen Experten rechnen nun auch die Ökonomen von Barclays und JPMorgan in den nächsten Monaten mit neuen EZB-Langfristkrediten für Geschäftsbanken. Tatsächlich sind die Erwartungen inzwischen so hoch, dass die EZB aus der Nummer nicht mehr rauskommt. Würde sie 2019 keine Langfristkredite ausreichen, würde das die europäischen Finanzmärkte kräftig durchschütteln. Das kann sich die EZB aber nicht leisten. Sie sträubt sich seit Jahren dagegen privaten Marktteilnehmern die Preisbildung zu überlassen.
Damit schwinden die Chancen auf eine geldpolitische Normalisierung. Gleichzeitig steigt das Risiko, dass die Eurozone mit einem Einlagenzins von -0,40% in eine Rezession rasselt. Dann müssten auch jene kapitulieren, die mit steigenden EZB-Leitzinsen und einem steigenden Euro-Franken-Kurs rechnen. Den Deutschland-Faktor sollte man nicht unterschätzen. Den Euro gibt es jetzt seit 20 Jahren und er war in dieser Zeit einigermaßen hart und stabil, wenn die deutsche Wirtschaft expandierte und schwach, wenn sie stagnierte.
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Was der Deutschland-Faktor für den Euro bedeutet
27.11.18
08:00