Der Euro ist aktuell mit 1,1350 Franken am unteren Ende einer Handelsspanne, in die er vor zwei Monaten eintrat. Die letzte Phase der Finanzmarkt-Euphorie ist eingeläutet. Sie wird von Durchhalteparolen dominiert. Wishful Thinking macht selbst vor den Prognosen für den Euro-Franken-Franken-Kurs nicht halt.
In der Eurozone stecken sie die Hände in die Hosentasche und gehen einfach mal davon aus, dass die Wachstumsphase noch zwei Jahre anhält. Denn der durchschnittliche Wirtschaftsaufschwung seit den 1970er-Jahren in den Ländern, die heute den Euro haben, dauere siebeneinhalb Jahre, erklärte EZB-Chef Draghi gerade. Die aktuelle Konjunkturexpansion habe erst fünf Jahre auf dem Buckel.
Es ist wie so oft in den letzten Jahren: Mario Draghi plappert etwas vor, Banken und Vermögensverwalter plappern es nach. Den historischen Bezug zur Dauer der Konjunkturexpansion hatte der Italiener das erste Mal vor einem Jahr erwähnt. Damals nahm das kaum jemand zur Kenntnis. Das Wachstum war kräftig, die Geldmenschen damit beschäftigt, ihren Kunden Wertpapiere gegen Provision zu verkaufen.
In diesem Jahr ist Wishful Thinking angesagt. Jetzt, wo das Geschäft mit Aktien und Anleihen nicht mehr so gut läuft, machen sich Banken und Vermögensverwalter Draghis Durchhalteparole zu eigen. Damit wollen die Geldmenschen der Nervosität etwas entgegensetzen. Die Aktienmärkte sind dabei nach einem roten Oktober auch im November deutliche Verluste davonzutragen.
Der rote Faden des Wishful Thinking zieht sich auch durch den Euro-Franken-Kurs. Schwergewichte der Branche wie Erste Group und UBS rechnen damit, dass der Euro nächstes Jahr Richtung 1,20 steigen wird. Die Begründung ist immer dieselbe: Das Wachstum in der Eurozone werde 2019 anhalten, die EZB eine erste Leitzinserhöhung durchführen.
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Wishful Thinking statt kühlen Kopf bewahren
20.11.18
08:00