Der Euro bricht einen Anstieg bei knapp 1,1350 Franken ab und fällt anschließend wieder unter 1,13. Damit tut es die Devisennotierung den Aktienmärkten gleich. Hier nutzen die Verkäufer einen leichten Anstieg, um sich von Aktien zu leicht höheren Kursen aufs Neue zu trennen. Das Ergebnis: Europas Aktienkurse sinken auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Erste Vermögensverwalter fordern Ausgabenprogramme auf Pump, um ihre Portfolios zu retten.
"Der EUR/CHF notierte im Höchst bei 1,1344. Größere Aufwärtsbewegungen sind im Moment nicht mehr auszumachen. Zu groß bleibt im Hintergrund der ungelöste Brexit als Unsicherheit bestehen", kommentiert die Thurgauer Kantonalbank. Die Privatbankiers der Credit Suisse haben laut "Financial Times" wegen der Gefahr eines harten Brexit britischen Kunden geraten, über die Verlagerung von Vermögenswerten ins Ausland nachzudenken. Mögliche Ziele: Die Kanalinseln und die Schweiz.
Was besonders interessant ist, ist die Reaktion aus der Branche. Eine Reihe von Vermögensverwaltern kritisieren den Schritt der Credit Suisse. Sie schreiben in der Financial Times, dass es für eine Bank sehr eigenartig sei, in einem Schreiben Kunden ausdrücklich auf die Möglichkeit hinzuweisen, Vermögenswerte ins Ausland zu schaffen. "Wir würden unsere Kunden sicherlich nicht dazu ermutigen, ihr Geld abzuziehen", so ein Banker.
Das Wall Street Journal lässt sich dieser Tage auch gerne vor den Karren der Hochfinanz spannen, und so veröffentlicht das Blatt vermehrt Kommentare von Experten, die sich gegen weitere Leitzinserhöhungen der US-Notenbank aussprechen. Sie alle vereint ganz offenbar die Angst, dass die über ein Jahrzehnt mit Notenpressengeld hochgejubelten Asset-Preise für Aktien, Immobilien und Anleihen jetzt stark runterkommen.
Europa brauche angesichts der aktuellen Situation vor allem eines: Fiskalpolitische Stimulierung - "Wenn die Politik nicht aufpasst, haben wir sonst demnächst überall soziale Probleme wie in Frankreich, mehr extreme Parteien und mehr Demonstrationen auf den Straßen, was sich dann eben auch entsprechend negativ auf die Wirtschaftsentwicklung auswirken würde", zitiert "Fonds Online" den renommierten Fondsmanager Jens Erhardt.
Das ist die elegante Form: Denn diese Ausgabenprogramme hätten natürlich die schöne Nebenwirkung, dass sich die Aktien-Portfolios der Vermögensverwalter stabilisieren würden. Es erinnert etwas an Carl Icahn. Der US-Großinvestor hatte in der Nacht, in der Trump zum Präsidenten gewählt wurde, nach eigenen Aussagen so viele Aktien gekauft, wie er kriegen konnte, weil er wusste, dass Ausgabenprogramme in Form von massiven Steuersenkungen kommen würden.
Es ist nicht die Aufgabe der Politik Aktienkurse hoch zu halten. Viele von den Geldmenschen haben schlichtweg ihren Job nicht gemacht. Sie kauften Aktien, weil sie keine Zinsen auf Anleihen bekamen. Diesen Anlagestil haben sich dann auch in der Öffentlichkeit breitgetreten. Es gibt ferner kein Grund den politischen Analysen von Vermögensverwaltern Glauben zu schenken. Sie kennen sich damit nicht gut genug damit aus, ihre Analysen sind oft eingefärbt.
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Jetzt geht die große Heuchelei der Hochfinanz los
21.12.18
08:00