Der Euro gräbt sich tiefer ein, und so fällt der EUR/CHF-Wechselkurs auf 1,1180. An den Finanzmärkten werden Sichere Häfen zum Jahresauftakt rege gesucht. Gold klettert mit 1.290 US-Dollar je Feinunze auf den höchsten Stand seit sieben Monaten. Neben dem Schweizer Franken lässt der Japanische Yen die Muskeln spielen. China und Deutschland sind zwar nicht am Ende ihrer Kräfte, die goldenen Jahre für diese beiden Volkswirtschaften sind aber definitiv vorbei.
Geopolitisch knistert es etwas, was den Sicheren Häfen hilft. Nordkorea droht mit einem Ende der Entspannungspolitik. Chinas Machthaber Xi Jinping erklärt, notfalls mit militärischen Mittel eine Wiedervereinigung mit Taiwan zu erzwingen. Xi dürfte es auch darum gehen, von seiner wenig erfolgreichen Wirtschaftspolitik abzulenken. Chinas Industrie ist zum ersten Mal seit zwei Jahren geschrumpft, zeigen aktuelle und von dem Einfluss der Regierung weitgehend unabhängige Einkaufsmanager-Daten.
Würde Xi das Reich der Mitte weiter öffnen, so wie er es stets betont, könnte die chinesische Wirtschaft den Handelsstreit mit den USA besser ausgleichen, lässt sich argumentieren. Weil Xi aber in Wirklichkeit China abschottet, den Einfluss des Staates, der Partei und der Bürokratie auf die Privatwirtschaft erhöht, geht das Wachstum zurück. Xi, der chinesische Eigenbrötler, dessen Wirtschaftsmodell scheitert, könnte 2019 ein Thema werden, das bisher niemand auf dem Zettel hat. Fehlt diesem Sohn des Himmels etwa der Weitblick eines Deng Xiaoping?
Die Frage, wen ein Abkühlung Chinas stärker schadet, hat der Euro-Franken-Kurs durch seinen Rückgang bereits beantwortet: Der Eurozone. Die deutsche Wirtschaft ist wegen mangelnder Diversifizierung das große Sorgenkind. Haben die Autobauer einen Schnupfen, wackelt die ganze Volkswirtschaft, wie man unlängst bei der Einführung neuer Emmissionstest, die zu Produktionsunterbrechungen führten, sehen konnte. Darüber hinaus sei die hohe Ausrichtung der deutschen Exporte auf China und die USA gefährlich, sagte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny in einem Interview mit dem Handelsblatt.
Einen stärkeren Euro gegen den Schweizer Franken kann es aber nur geben, wenn Europas größte Volkswirtschaft ihr Wachstum bei mindestens 1,2% verankert. Sollte dies nicht gelingen, wird die Eurozonen-Wirtschaft noch einen oder zwei Gänge runterschalten. Frankreich, Italien und Spanien sind wegen ausgebliebener und Reformen im Zuge des massiven Ankaufs ihrer Schuldscheine seitens der EZB nicht in der Lage, die Lücke zu füllen. Außer dem Helikoptergeld gibt es nichts, was das Wachstum in diesem Länder-Trio genügend anfachen könnte.
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China und Deutschland nehmen EUR/CHF in die Zange
03.01.19
08:00