Der Euro steigt mit 1,1350 Franken auf den höchsten Stand seit einem Monat. "Das Währungspaar handelt nun nachhaltig über 1,1300, der CHF scheint gerade wenig attraktiv zu sein", kommentiert die St.Galler Kantonalbank. Tatsächlich zeigt ein Blick auf das Bigger Picture, dass sich der Schweizer Franken in den kommenden zwei Wochen abschwächen sollte, bevor es im Februar dann zu einer Neubewertung kommt.
Die deutsche Wirtschaft stellt ihre Kompassnadel gerade auf Süden. Finanzminister Scholz hat bereits Pläne für konjunkturstimulierende Maßnahmen in der Schublade. So will man beispielsweise Unternehmen bei Investitionen größere Abschreibungsmöglichkeiten einräumen. Ob das reichen wird, den müden Laden wieder flottzumachen, darf bezweifelt werden. In den letzten beiden Quartalen gab es für Deutschland Nullwachstum.
Frankreich und Deutschland werden sich auf Jahre hinweg mit einem Wachstum von 0,5-1% abfinden müssen. Italien mit weniger, Spanien mit etwas mehr. Im Moment interessiert das niemanden, weil die Aktienmärkte steigen. Das Anlegervolk hofft darauf, dass es die Wall Street zurück auf Allzeithochs marschiert und Europa mit nach oben zieht. Die US-Konjunktur brummt zwar nicht mehr, sie läuft aber weiterhin sehr ordentlich.
Am Devisenmarkt ist man schon einen Schritt weiter. 2019 wird trotz des Endes der EZB-Anleihenkäufe wohl doch nicht das Jahr des Euros, räumen die ersten Währungsanalysten ein. "Hätte sich die US-Wirtschaft nicht etwas abgeschwächt, wäre der Euro bereits auf der anderen Seite von 1,10 US-Dollar", zitiert Bloomberg den Währungsexperten Kit Juckes von Société Générale.
Laut der National Westminster Banke sitzen Eurozone und Japan im gleichen Boot. "Der Weg des geringsten Widerstandes sind niedrigere Zinsen", sagt sie. Die deutschen Investmentgesellschaft Wirtgen Invest hält negative Zinsen auf 10-jährige Bundesanleihen bereits in den kommenden Monaten für möglich. Aktuell rentieren die 10-jährigen bei 0,24%, nachdem ihre Rendite zum Jahresauftakt auf 0,15% absackte.
Eine schwache Eurozone lässt sich auch am Euro-Pfund-Kurs ablesen. Das Britische Pfund legt gegen den Euro zu. Großbritannien hat im letzen Jahr trotz Brexit-Problematik ausländische Direktinvestitionen wie ein Magnet angezogen. Sie stiegen auf ein Rekordniveau. Davon kann die Eurozone nur träumen. Vor einigen Monaten war noch undenkbar, dass ein harter Brexit dem Euro mehr schaden würde als dem Pfund. Das hat sich inzwischen geändert.
Noch zwei Wochen
Das Zeitfenster für den Euro-Franken-Kurs noch etwas Winterspeck anzusetzen, schließt sich derweil. Die Risiko-Rallye an den Aktienmärkten könnte in zwei Wochen auslaufen. Ferner lässt sich argumentieren: "Hätte sich die Schweizer Wirtschaft nicht abgeschwächt, wäre der Euro bereits auf der anderen Seite von 1,10 Franken."
Am Donnerstag wird die EZB aller Voraussicht nach bekräftigen, die Zinsen auf keinen Fall anzuheben und mit so genannten Nicht-Standard-Instrumenten (Langfristkrediten, erneuten Anleihenkäufen) eine Rezession in der Eurozone zu bekämpfen. Das ist in der kurzen Sicht eine schöne Sache für Börsianer, die dann wieder argumentieren können, dass wegen dem Nullzins-Ausblick an Aktien kein Weg vorbeigeht.
Eine Woche später gibt es ein wichtiges Treffen zwischen den USA und China. Es dürfte Fortschritte bei der Beilegung des Handelskonfliktes bringen. Und danach kommt wohl ein erneut starker US-Arbeitsmarktbericht. Bis diese Ereignisse abgearbeitet sind, werden es die Verkäufer von Aktien schwer haben, was dazu führt, dass die Risikobereitschaft hoch bleibt.
Eine Neubewertung steht dann im Februar ins Haus. Sichere Häfen wie Gold und der Schweizer Franken könnten sodann wieder gefragt sein, auch weil die Volatilität steigt. Im Schnitt werde die Volatilität 2019 so hoch sein wie 2018, sagte Allianz-Chefberater Mohamed El-Erian im Handelsblatt-Interview. "Wir befinden uns schließlich in einem ungewisseren wirtschaftlichen und finanziellen Umfeld."
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Wenig Zeit bleibt den Franken abzuschwächen
23.01.19
08:00