"Wenn Sie heute Frau Merkel Geld leihen, bekommen Sie weder Sicherheiten noch Zinsen." Das sagt der Chefinvestor Reinhard Panse von HQ Trust, einem Vermögensverwalter für Superreiche, im Gespräch mit n-tv. "Es ist ein politischer Skandal, dass diese vollkommen absurde Anlageform erlaubt ist", so Panse. Ein aktueller Blick auf die deutschen Bundesanleihen fällt aus der Sicht der Sparer ernüchternd aus. Die 10-jährigen rentieren bei 0,35%. Immerhin ist das etwas mehr als gleich Anfang 2019, als der Zins mit 0,14% auf ein 3-Jahrestief absackte.
In der Eurozone ist es mucksmäuschenstill. Amerika und China bestimmen die Schlagzeilen. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind dabei ihre Handelsstreitigkeiten beizulegen. Aus der Sicht der Europäer eine feine Sache, wenn Trump den Chinesen etwas mehr westlichen Kapitalismus aufzwingt. Von der Marktöffnung dürften europäische Exporteure stärker profitieren als US-Unternehmen, die China aus Boeing-Flugzeugen und Sojabohnen nicht viel anzubieten haben.
Mit Rezessionen ist in er ersten Hälfte 2019 nicht zu rechnen. Die USA halten die Weltwirtschaft am laufen. "Ich glaube wir werden 2019 in Amerika ein anständiges Wachstum haben", sagt Jamie Dimon, Chef der größten US-Bank J.P. Morgan Chase dem Fernsehsender Fox Business. Ähnlich äußert sich der Allianz-Chefberater Mohamed El-Erian. Die wichtigsten Wachstumstreiber seien noch gut positioniert, so El-Erian im Gespräch mit dem Handelsblatt.
Darüber hinaus ist ein Eingreifen der Notenbanken so sicher wie das Amen in Kirche, käme es erneut zu einem so drastischen Ausverkauf an den Märkten wie Ende 2018. Die EZB würde neue Langfristkredite für Banken ausreichen, die US-Notenbank Fed weitere Leitzinserhöhungen ausschließen. Nach 2019 dürfte es dann aber eng werden. "Wie viele andere Ökonomen erwarte ich für das Jahr 2020, dass die USA eine deutliche Abschwächung erleben und eine Rezession in viele Teile der Welt exportieren", prognostiziert der frühere EZB-Chefvolkswirt Vitor Constancio.
Sodann wird sichtbar, dass die Billionen-Geldspritzen zu Produktionsverzerrungen führten, inkompetente Firmenlenker vor dem Rausschmiss bewahrten, Innovationen verhinderten, den Strukturwandel bremsten und somit das Wachstum verlangsamten. Die wirtschaftliche Erholung fiel nach der Finanzkrise im historischen Vergleich erschreckend schwach aus. Schuld daran seien aber nicht die Zentralbanken, sondern die demographische Zeitenwende, sagt der frühere US-Notenbankchef Ben Bernanke. Ob Superökonom Bernanke damit recht hat, sei dahingestellt. Beranke hatte 2007 den US-Häusermarkt als sehr stabil bezeichnet.
Bei der nächsten Rezession wird die demographische Zeitenwende gerade in Europa sehr viel stärker die Konjunktur bremsen als beim letzten Mal. Ob die EZB dann noch einmal in der Lage sein wird mit dem Ankauf von Staatsanleihen für Wachstum und Wohlstand zu sorgen, darf bezweifelt werden. Da man ferner in Berlin, Rom und Paris mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel auf dem Kriegsfuß steht, bleibt nur noch eine Hoffnung: Die USA und China fahren wegen ihren hohen Verschuldungen den Karren so tief in den Dreck, dass Europa im Vergleich noch einigermaßen hübsch aussieht.
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2019 werden die letzten Tropfen aus der Orange gequetscht
10.01.19
08:00