Der Euro-Franken-Kurs hat Wichtigeres zu tun, als seine Aufmerksamkeit dem Brexit zu schenken. Da wäre zum einen das enttäuschende Wirtschaftswachstum. Die Konjunktur in der Eurozone entwickle sich schwächer als erwartet, sagt EZB-Präsident Draghi im Europa-Parlament. Und dann kommt es: Die Konjunktur müsse noch in erheblichem Umfang geldpolitisch unterstützt werden, damit sich mehr Inflation aufbaue. Der Euro gerät nach dieser Draghi-Watschen unter Druck. Er sinkt unter 1,13 Franken.
Nach dem Nein der britischen Parlamentarier zur EU-Austrittsvereinbarung werden die Karten neu gemischt. Womöglich bleibt das Vereinigte Königreich am Ende doch noch in der EU. Es ist traurig, was sich auf der anderen Seite des Ärmelkanals abspielt. Zwei Jahrhundert-Lügen in nur 16 Jahren: Erst belog Labour das Volk über den Irak-Krieg, danach viele Tories über den Brexit. Jetzt ist Labour wieder an Drücker. Parteichef Corbyn gaukelt den Wählern vor, ein besseres Austrittsvereinbarung mit Brüssel aushandeln zu können.
Abschwung Eurozone
Die Eurozone wird von einer erschreckend schwachen Industrieproduktion heimgesucht. Sie sank im November 2018 um 1,7% und damit so deutlich wie das letzte Mal vor knapp drei Jahren. Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 0,3% gerechnet. Die Industrieproduktion sei einer der besten Indikatoren für das Wachstum. Statistische Auswertungen zeigten: Geht die Industrieproduktion im gesamten Quartal zurück, liege die Wahrscheinlichkeit bei 80%, dass auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfe, erklärt der Chefvolkswirt Carl Weinberg von High Frequency Economics.
"Es hat sich erwiesen, das ein gut ausgestatteter Werkzeugkasten, der sowohl Standard-Werkzeuge als auch Nicht-Standard-Werkzeuge (der Geldpolitik) beinhaltet, unverzichtbar ist in einem Umfeld, in dem die geldpolitische Transmission beeinträchtigt oder der Raum für Zinssenkungen begrenzt ist", sagt Draghi. Das ist Verbal-Akrobatik eines Notenbankers, der mit der freien Bildung von Kursen und Zinsen auf dem Kriegsfuß steht. Übersetzt heißt es:
Sollten es die Finanzmärkte wagen, wegen des schwachen Wachstumpotenzials sowie den prekären Staatsfinanzen und den hohen Arbeitslosigkeiten in Euroländern wie Italien höhere Risikoprämien in Form von steigenden Zinsen zu fordern, wird die staatliche EZB dagegen ankämpfen. Es wird dann neues Geld mit der Notenpresse gemacht und an Krisenländer mit untragbaren Staatsschulden verteilt. Ferner wird Geld mit der Notenpresse gemacht, um Großunternehmen subventionierte Niedrigzinsen zu verschaffen und an Banken Langfristkredite auszureichen.