EUR/CHF-Kurs die Dampflokomotive mit ABS
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EUR/CHF-Kurs die Dampflokomotive mit ABS

Mit dem Euro-Franken-Kurs verhält es sich wie mit einer alten Dampflokomotive. Er braucht sehr lange, um in Fahrt zu kommen. Schlussendlich greift die alte Regel dann doch: Die zunehmende Risikobereitschaft an den Finanzmärkten führt dazu, dass sich der Schweizer Franken abschwächt. Der Euro klettert mit 1,1430 Franken auf den höchsten Stand seit zwei Monaten.

Zu Weihnachten geht die Risiko-Rallye an den Börsen los. Der S&P 500, der weltweit vielleicht wichtigste Aktienindex, steigt zwischen dem 24. Dezember 2018 und dem 24. Januar 2019 um kräftige 12%. Der Funke springt zu dieser Zeit allerdings nicht über. Der Euro-Franken-Kurs tritt bei 1,13 auf der Stelle.

Weil die EZB von einer Leitzinserhöhung in 2019 Abstand nimmt, hätte sich der Euro nicht beschweren können, wäre er auf 1,12 Franken zurückgefallen. Doch gerade als es so aussieht, als könnte man das Handtuch werfen, geht es los. Der Euro braucht Ende Januar lediglich vier Handelstage, um von 1,1260 auf 1,1430 Franken zu klettern. Der S&P 500 legt noch einmal 3% zu.

Ausblick

Jetzt ist erst einmal Großnachrichtenpause. Die Notenbanken melden sich mit ihren geldpolitischen Lagebeurteilungen das nächste Mal in sechs Wochen zu Wort. Die USA und China befinden sich in zähen Verhandlungen zu Beilegung ihrer Handelsstreitigkeiten. Liegt eine Einigung am 2. März nicht vor, will Trump neue Zölle auf chinesische Importe verhängen. Dann wäre da noch der sich abzeichnende harte Brexit Ende März.

In Deutschland und Italien finden die Ausredenkünstler keine Munition mehr. Beide Volkswirtschaften sind ausgelaugt. Bundesbank-Chef Weidmann warnt vor einer anhaltenden Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft. Die Politik und Federführung des Wirtschaftsminister Altmaier hatte zuvor als Erklärung für den Konjunkturabschwung unzählige Ausreden aufgeboten.

Das ging von Grippewelle über niedrige Rhein-Pegelstände bis zu Zulassunsproblemen der Automobilindustrie. Aus Italien ist man das gewohnt. Dass sich ein deutscher Wirtschaftsminister so unverantwortlich verhält, hat eine neue Dimension. Italiens Wirtschaft ist derweil in eine Rezession abgerutscht. Die Bundesregierung macht ins Blaue hinein eine Wachstumsprognose von 1,6% für 2020 und ist dabei die Renten zu erhöhen.

Ob der Euro-Franken-Kurs so lange wie eine Dampflokomtive braucht, um abzubremsen, darf bezweifelt werde. Die Vorgaben für den Euro sind derzeit so negativ zu sehen wie sie es das letzte Mal waren, als EZB-Chef Draghi die monatlichen Anleihenkäufe von 60 Milliarden auf 80 Milliarden Euro erhöhte. Man darf sich nicht wundern, sollte der Euro im Februar in wenigen Tagen von 1,14 auf 1,12 Franken zurückfallen.