Leser:
"Mit großem Interesse, weil betroffen, verfolge ich täglich ihren Blog. Leider finde ich mich in ihren monatlichen Lageeinschätzungen nie wieder, da ich anscheinend einer der wenigen Kreditnehmer bin, der einen Fremdwährungsabstattungskedit hat, sprich ich zahle der Bank im Quartal Zinsen und Kreditrückzahlung. Aber eventuell bin ich dann doch nicht so allein mit meiner Situation, weshalb ich sie bitte, auch für diese Art des Kredits eine kurze Einschätzung zu erstellen."
Was bisher geschah
Für einen tilgenden Franken-Fremdwährungskreditnehmer lief es seit Mindestkurs-Paukenschlag vor vier Jahren durchwachsen. Zieht man die für die Tilgung relevanten Wechselkurse zu den Quartalsenden heran, hat er zu einem durchschnittlichen Euro-Franken-Kurs von 1,1103 zurückgezahlt. Das ist niedriger als der aktuelle Eurokurs von 1,13 Franken.
Euro-Franken-Kurse zum Quartalsende:
🔗Quelle: Europäische Zentralbank (EZB)
1,2028: 29.12.2014
1,0439: 30.03.2015
1,0376: 29.06.2015
1,0941: 28.09.2015
1,0835: 31.12.2015
1,0915: 29.04.2016
1,0854: 29.06.2016
1,0876: 30.09.2016
1,0714: 29.12.2016
1,0696: 31.03.2017
1,0930: 30.06.2017
1,1457: 29.09.2017
1,1702: 29.12.2017
1,1779: 29.03.2018
1,1569: 29.06.2018
1,1316: 28.09.2018
1,1269: 31.12.2018
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18,8749 geteilt durch 17 Raten = 1,1103
Schade aus der Sicht von tilgenden Franken-Fremdwährungskreditnehmern ist: Den Anstieg des Euros auf 1,20 Franken haben sie nicht voll mitnehmen können. Der Euro kletterte am 20. April 2018 auf 1,2005 Franken, fiel dann aber wieder recht schnell zurück. Wer Ende März 2018 seine Tilgung an die Bank bezahlte, tat das zu einem Eurokurs von 1,1779 Franken. Bei der nächsten Rate Ende Juni 2018 war der Kurs mit 1,1569 sogar noch niedriger.
CHF 1-Monats-Libor und CHF 3-Monats-Libor, die beiden Schweizer Referenzzinssätze, an die in Österreich die meisten Franken-Fremdwährungskredite gebunden sind, standen vor dem Mindestkurs-Paukenschlag Ende 2014 bei 0 bis 0,20%. Ein Franken-Kreditnehmer mit einem Risikoaufschlag (Marge) von 1% zahlte seinerzeit etwa 1,10% Zinsen.
Unmittelbar nach dem Mindestkurs-Paukenschlag sanken die beiden CHF-Libors kurz auf -1,0%. Sie blieben allerdings dort nur wenige Tage. Bis zum Ende des 1. Quartals 2015 stiegen sie auf -0,85% (CHF 1-Monats-Libor) und -0,80% (CHF 3-Monats-Libor). Aktuell sind sie noch etwas höher. Der 1-Monats-Libor ist bei -0,78%, der 3-Monats-Libor bei -0,71%. Unter dem Strich hat ein tilgender Franken-Kreditnehmer seit dem Abrutschen der Zinsen im Zuge des Mindestkurs-Paukenschlag jährlich etwa 0,9% Zinsen gespart.
Bei einem Franken-Kredit im Gegenwert von 100.000 Euro, aufgenommen Anfang 2006 zu einem Eurokurs von 1,55, beträgt die Zinsersparnis seit dem Mindestkurs-Paukenschlag etwa 5.500 Franken (4.870 Euro). Die Zinsersparnis variiert von Franken-Kreditnehmer zu Franken-Kreditnehmer und hängt auch von der Tilgung ab. Hat er bereits sehr viel zurückgezahlt, berechnet die Bank wegen der gesunkenen Restschuld weniger Zinsen und die Zinsersparnis fällt kleiner aus. Hat er wenig getilgt, profitiert er etwas stärker von den deutlichen Zinsrückgang Anfang 2015.
Ausblick
Ein quartalsweise tilgender Franken-Kreditnehmer sollte eine Euro-Konvertierung ins Auge fassen. Wichtig ist, welchen Zins die Bank ihm auf einen Euro-Abstattungskredit anbietet. Möglicherweise geht die Bank mit dem Risikoaufschlag (Marge) runter, weil der Kreditnehmer schon etwas getilgt hat und sie froh ist, einen Franken-Kredit aus den Büchern zu bekommen.
Darüber hinaus neigen Filialbanken zu Jahresbeginn dazu, ihren Kunden bessere Angebote zu unterbreiten. Hintergrund: Sie tun dies, um die von den Zentralen vorgegebenen Kreditziele für das gesamte Jahr besser erreichen zu können. Experten sprechen davon, dass sich die Bank-Mitarbeiter einen kleinen Puffer aufbauen, damit sie, falls es im weiteren Verlauf des Jahres schlecht laufen sollte, nicht vor der Qual der Wahl stehen: Ihren Kunden Kredite wie Sauerbier anzubieten oder die Vorgaben der Zentrale nicht zu erfüllen.
Entscheidend ist aber der Wechselkurs: Wer vierteljährlich tilgt, für den ging es sich, wie obige Rechnung zeigt, bisher nicht aus. Weil der Euro Gefahr läuft in den nächsten Monaten unter 1,10 Franken abzurutschen, sollten sehr sicherheitsorientierte Kreditnehmer in Erwägung ziehen einen Franken-Kredit zum aktuellen Kurs von 1,13 rüberzuholen, sprich in einen Euro-Kredit zu konvertieren.
Wer Unsicherheit an den Finanzmärkten gut aushält, kann darauf spekulieren, dass der Euro auf 1,15 Franken oder möglicherweise sogar auf 1,20 Franken steigt und seinen Franken-Kredit erst dann rüberholen. Das Ganze ist natürlich nicht ganz ungefährlich. Vielleicht steigt der Euro nie wieder auf 1,20 Franken. Und sollte der Euro beispielsweise auf 1,15 Franken steigen, spekulieren Franken-Kreditnehmer womöglich darauf, dass es weiter nach oben geht. Fällt der Wechselkurs stattdessen wieder zurück, haben sie eine gute Konvertierungsmöglichkeit verpasst.
Es ist ein wenig so wie beim Anlegen: Wer einen langen Atem hat, risikofreudig ist und nur Geld anlegt, an das er in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht ran muss, der kann jetzt auch Aktien kaufen, gerade wenn er breit streut und die Emerging Markets miteinbezieht.
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Zur Lage von tilgenden Franken-Kreditnehmern im Februar 2019
10.02.19
08:00