Der Euro-Franken-Kurs notiert aktuell bei 1,1350 und damit deutlich tiefer als vor einem Jahr. Damals war eine Aufwärtsbewegung im vollen Gange. Die Devisennotierung stand bei 1,17 und kletterte bis April 2018 mit 1,2005 auf den höchsten Stand seit der Mindestkurs-Aufhebung. Im September 2018 sank sie dann mit 1,1170 auf ein 14-Monatstief.
2019 ist es bisher zu keinen großen Kursausschlägen gekommen. Statistiken zu den Sichteinlagen der Banken und Meldungen über die Devisenreserven der Schweiz an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigen, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) das letzte Mal beim Brexit-Austrittsvotum Mitte 2016 am Devisenmarkt signifikant intervenierte.
Die Ruhe des Euro-Franken-Kurses ist etwas trügerisch, als sie ein Stück weit auf die ausgezeichnete Stimmung an den Börsen zurückzuführen ist. Seit drei Monaten steigen fast überall auf der Welt die Aktienkurse. Damit sinkt die Risikoneigung. Volatilitätsindizes wie VDAX und VIX sind auf den tiefsten Ständen seit sechs Monaten.
Marktteilnehmer wähnen sich in Sicherheit. Es herrscht die Überzeugung vor, dass die drei großen Zentralbanken mit Geld zu ultraniedrigen oder gar negativen Zinsen und dem Anschmeißen der Notenpresse aller Probleme Herr werden. Das ständige Intervenieren von EZB, Fed und Bank von Japan führt zu einer Vermögenspreisinflation, als Aktien, Anleihen und Immobilien immer weiter steigen.
Verbraucherpreisinflation gibt es nur über die Importschiene wegen steigenden Ölpreisen und eines weichen Euros. Die Kerninflation ist hingegen seit Jahren schwach. Das viele Geld aus den Notenpressen führt dazu, dass auch solche Unternehmen am Markt vertreten sind, die in früheren Zeiten, als es noch normale Leitzinsen gab, längst pleitegegangen wären oder von Wettbewerbern geschluckt und saniert worden wären.
Ein Blick in die USA zeigt, dass sie dort inzwischen glauben, dass Dauer-Wachstum erfunden zu haben. Seit zehn Jahren gab es in der größten Volkswirtschaft der Welt keine Rezession mehr. Der ein oder andere Größenwahnsinnige an der Wall Street wähnt sich auf den Spuren Australiens, das dank Chinas Rohstoffhunger seit 25 Jahren keine Rezession mehr hatte.
Die Schweiz hat durchaus ihren Anteil an der Vermögenspreisinflation, die seit der Finanzkrise als Wunderwaffe für Wachstum und Wohlstand von eingesetzt wird. So hat die SNB so viele deutsche Bundesanleihen aufgekauft, dass sie zum größten Gläubiger des deutschen Staates aufgestiegen ist. Sie hat mehr Facebook-Aktien als Gründer Mark Zuckerberg.
Nullzinspräsident
In immer kürzeren Zeitabständen intervenieren die Notenbanken. Und so wurde die letzte EZB-Geldsalve bereits von einigen Marktteilnehmern, die noch vor einigen Jahren fest an der Seite von Mario Draghi standen, als Panik-Aktion eingestuft. Draghi ist Nullzinspräsident, der die Staatsfinanzierung über die Notenpresse in Whatever-it-Takes-Geschenkpapier einwickelte und in Europa wieder salonfähig machte.
Damit stellt sich Gretchenfrage: Kommt die EZB dauerhaft damit durch? Es geht in erste Linie um die runtermanipulierten Zinsen von südeuropäischen Staatsanleihen, die im Gegenzug dazu führen, dass die Kurse von Anleihen aus Ländern wie Spanien und Portugal durch die Decke gehen. Die Lage ist vergleichbar mit der vor der letzten Weltfinanzkrise.
Die EZB sagt mit Whatever-it-Takes, QE etc., die Anleihen der Euro-Südstaaten sind supersicher und macht ihr Gütesiegel darauf. Das ist vergleichbar mit den Ratingagenturen, die vor der Finanzkrise US-Hypothekenpapiere, die sich später als Ramsch herausstellten, eine erstklassige Bonität zugestanden hatten.
Es gibt einen gravierenden Unterschied: US-Hypothekenpapiere gingen den Bach runter, als die Häuselbauer ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten. Die EZB kann aber mit ihrer Notenpresse immer wieder aufs Neue Geld drucken und so Staatspleiten und Kreditausfälle verhindern.
Darüber hinaus kann sie auf die Gier der Vermögensverwalter bauen, die unvermindert Aktien und Anleihen kaufen. Es ist wie in einem Spielcasino, in dem der Roulett-Tisch manipuliert wird. Die Vermögenswalter lassen ihre Geld die ganze Zeit auf schwarz liegen. Kommt rot, sagt die EZB, das zählt nicht. Sie lässt dann so lange wiederholen, bis schwarz kommt.