Ein erheblich schwächerer Auftragseingang im deutschen Verarbeitenden Gewerbe und wegbrechende chinesische Exporte gehen zu Lasten des Euros. Er sinkt im Tief auf 1,1307 Franken, nachdem er am Vortag bis zu 1,1370 Franken kostete. Der Elefant im Raum sind aber nicht die Konjunkturdaten, sondern die panikartige Lockerungsaktion der EZB. Kurios: Die Erste Group ist optimistisch und spricht weiter von einer Zinswende.
"In einem dunklen Raum macht man kleine Schritte. Man rennt nicht, aber man bewegt sich schon", sagt EZB-Chef Mario Draghi mit Blick auf die unsicheren Konjunkturaussichten und sein neuestes Lockerungspaket. Wenn also die gerade beschlossene vierte Auflage der Langfristkredite und das Hinausschieben fiktiver Zinserhöhungen per Forward Guidance ein kleiner Schritt sind, was ist dann ein großer, fragt man sich.
Wenn das Licht angeht, sehen Draghi und seine Leute lauter Zombies in Form von hochverschuldeteten Unternehmen und Haushalten, schwachen Banken und untragbaren Staatsschulden. Und dann werden sie einen großen Schritt machen. Neben dem erneuten Ankauf von Staatsanleihen (QE2) und Unternehmensanleihen wird es dann auch um den Ankauf von Aktien und das Helikopter-Geld gehen.
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"Du kannst kein Blut aus einem Stein bekommen", sagt der renommierte Investor Jeremy Grantham laut Marketwatch. Grantham hatte als einer der Wenigen den Konjunkurabsturz 2008 korrekt vorausgesagt. Die jüngsten 180-Grad-Drehungen von Fed und EZB hin zu mehr geldpolitischen Stimuli könnten dem Aktienmarkt nicht wieder auf die Sprünge helfen, so Grantham.
Bei der Erste Group ist man der Meinung, die EZB werde in der Lage sein, doch noch die Zinsen zu erhöhen. "Wir bleiben bei unserer Einschätzung eines ersten Zinnsschritts im März 2020", schreibt das Geldhaus in einer Reaktion auf das neue EZB-Lockerungspaket. Der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe sagt hingegen laut Reuters, die Zinswende der EZB verschiebe sich nun auf den St. Nimmerleinstag.
"Der Euro wird wohl vorerst unter Druck und die Staatsanleihen der Eurozone gefragt bleiben", prognostiziert die Erste Group. Tatsächlich könnte Draghi nun den Stein ins Rollen gebracht haben. Noch steht der Euro zwar bei 1,12 US-Dollar. Er könnte aber demnächst unter 1,10 sinken. Spätestens dann wird das Weiße Haus reagieren.
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Präsident Trump dürfte fuchsteufelswild werden, weil Draghi, der ja letztendlich im Auftrag der Regierungen von Deutschland, Frankreich und Italien handelt, mit seinen Maßnahmen den Euro immer weiter abschwächt. Der daraus resultierende stärkere US-Dollar treibt Trump um. Er dämpft die Entwicklung des S&P-500-Aktienindex, dessen Outperformance Trump braucht, um wiedergewählt zu werden.
Deutschland wird sich gegenüber Trump nicht nicht länger rausreden können, ein Opfer von Draghis Weichwährungspolitik zu sein. Die jüngsten Geldspritzen wurden einstimmig vom EZB-Rat absegnet. Das heißt: Mittlerweile gehen auch Bundesbank-Chef Weidmann und EZB-Direktorin Lautenschläger hinter Draghi wie Lemminge her.
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Euro im Rückwärtsgang: Geht Trump auf die EZB los?
09.03.19
08:00