Die Eurozonen-Wirtschaft sei nahe dran an einem Teufelskreis, warnte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet vor zwei Wochen. Inzwischen hat sich die Lage verbessert. Neue Indikatoren, wie der Sentix Konjunkturindex, zeigen eine Erholung. Auch der viel gescholtene Bankensektor ist auf dem Weg der Besserung. So kletterte der Euro Stoxx Banks, der die Aktienkurse der 19 größten Eurozonen-Banken abbildet, seit Ende 2018 um 13%.
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Ein weiterer Krisenindikator, der Zins auf 10-jährige italienische Staatsanleihen, sank in den letzten Wochen von 3% auf 2,6%. Steigende Aktienkurse dürften der EZB gefallen, weil sie zu einem Rückgang der Volatilität an den Finanzmärkten beitragen. Die EZB unter Draghi hat es sich zu eigen gemacht, stets vor einer hohe Volatilität zu warnen, um sie dann mit Geld aus der Notenpresse zu bekämpfen.
Wegen den etwas besseren Daten dürfte die EZB mit Blick auf die nächste Tranche der Langfristkredite nicht konkret werden. Man wird sich das aufsparen wollen für eine Phase mit steigender Volatilität. Und so wird die hohe Abhängigkeit der EZB von den Kursentwicklungen bei Aktien und Anleihen schlussendlich doch noch dazu führen, dass es frisches Geld aus der Notenpressen in Form von Langfristkrediten gibt.
Laut einer aktuellen Reuters-Umfrage rechnen 84% der befragten Ökonomen mit neuen Langfristkrediten bis Juli 2019. Beginnen die Banken-Aktienkurse wieder zu fallen und Italiens Zinsen zu steigen, wird die EZB dem Drängen Finanzmärkte zum x-ten Mal nachgeben, plump Geld mit der Notenpresse drucken und diese Maßnahmen dann als vermeintlich seröses Nicht-Standard-Instrument der Öffentlichkeit verkaufen.
"Ich glaube sie (die EZB-Notenbanker) haben eine Chance zur Normalisierung in diesem (Konjunktur-) Zyklus verpasst. Stattdessen werden sie weiter unter Druck gesetzt in den nächsten sechs bis zwölf Monaten die Geldpolitik zu lockern", zitiert Reuters den Chef-Ökonom Andrew Kenningham von Capital Economics.
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Der Ausblick, dass die EZB immer mehr ungedeckte Euros drucken und die dann ins Finanzsystem einspeisen muss, damit es einigermaßen ruhig bleibt, ist auf 12-24 Monatssicht für den Wechselkurs des Euros gegen den Franken eine schwere Bürde. Es gibt aber auch einen Lichtblick. Wenn Draghi im Herbst geht, könnten die Vernünftigen im EZB-Rat die Oberhand gewinnen und zumindest den Negativzins von -0,40% abschaffen.
Österreich schickt einen neuen Vertreter in den EZB-Rat. Robert Holzmann dürfte andere Töne anschlagen als der Sozialdemokrat Ewald Nowotny. Ferner scheidet EZB-Chefvolkswirt Praet aus. Der Belgier galt bei seinem Amtsantritt vor acht Jahren als guter Kompromiss zwischen Tauben und Falken. Inzwischen fliegt er noch tiefer als die Tauben. Er hat sich zu einer quakenden Ente entwickelt, der im Geiste der Unsinn-Rhetorik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vor dem Mindestkurs-Aus agiert.
Die Wirkung des Strafzins ist umstritten. Viele Experten, auch solche, die den EZB-Maßnahmen wohlwollend gegenüber stehen, sind inzwischen der Meinung, dass der Negativzins der Konjunktur mehr schadet als nützt. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die EZB zum Jahresende in einem Überraschungscoup von -0,40% auf 0% hochgeht.
Der Euro-Franken-Kurs dürfte in einer ersten Reaktion dann kräftig zulegen. Ob der Euro in den darauffolgenden sechs Monaten in der Lage wäre diese Gewinne zu halten, ist allerdings recht unwahrscheinlich. Denn ohne den Strafzins gerät der südliche Teil der Eurozone ins Straucheln.
EUR/CHF-Ausblick:
- Intraday: Höher als 1,1350 🠝
- 3-6 Monate: Tiefer als 1,1350 🠟
- 9 Monate: Höher als 1,1350 (wenn EZB Negativzins abschafft) 🠝
- 12-24 Monate: Tiefer als 1,1350 🠟
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