"Wir haben noch Luft, um die Zinsen noch weiter zu drücken", sagt Thomas Jordan der Nachrichtenagentur Reuters. Auch könne man wieder am Devisenmarkt intervenieren, sprich: Euro-Stützungskäufe durchführen. Der Euro-Franken-Kurs kraxelt nach den Bemerkungen des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) auf ein 4-Wochenhoch bei 1,1355.
Da könnte noch mehr gehen, weil die Zinsen auf deutsche Bundesanleihen eine Kehrtwende einlegen und damit wieder am steigen sind. Die 10-jährigen haben das negative Terrain verlassen. Der Bund Future ist dabei aus einem robusten Trend auszubrechen, was den deutschen Zinsanstieg und die Aufwärtsbewegung des Euro-Franken-Kurses forcieren würde.
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Ein Anstieg um 10% des US-Aktienindex S&P 500 bedeute 1% mehr Wirtschaftswachstum, erklärt Alan Greenspan. Es gebe eine Aktienmarkt-Aura, sagt der langjährige US-Notenbankchef im Gespräch mit CNBC. In Euroland läuft es ähnlich. Astronomisch hohe Staatsanleihen-Kurse (runtermanipulierte Zinsen) und ein mit negativen Zinsen geschwächter Euro waren Garant des Wirtschaftswachstums der letzten Jahren.
Das war ein so genanntes One-off, was sie da in der Eurozone veranstaltet haben. "Wird nach jahrelangem Quantitativen Easing (QE) die Auswirkungen auf die Wirtschaft die gleichen sein, wie als man damit angefangen hat", fragt der UBS-Aufsichtsratschef und der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber. "Meine Antwort darauf: Wahrscheinlich nicht."
Die EZB wird QE2, (wobei sie dann aller Voraussicht nach neben Staatsanleihen auch Aktien kaufen wird) dennoch machen, weil es aus ihrer Sicht beim letzten Mal so gut funktioniert hat. Und dann geht das Spiel wieder von vorne los: Die SNB muss für jeden EZB-Euro, der in die Schweiz flüchtet, einen Franken drucken.
SNB-Chef Jordan wird sich wohl heimlich schon auf dieses Szenario vorbereiten. Auch wenn er stets betont, der Franken sei überbewertet, dürfte es ihm weniger darum gehen den Franken gegenüber dem Euro abzuschwächen. Das Ziel muss vielmehr sein hohe Euro-Abwertungsraten von 5% per annum oder mehr zu verhindern. Mit 1,5-2% könnte die Schweiz hingegen sehr gut leben.
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SNB bereitet sich auf Euro-Flüchtlingswelle vor
16.04.19
08:00