Der Euro hat sich aus der Gefahrenzone fürs Erste herausmanövriert. Ausgehend von einem 2-Jahrestief bei 1,1120 Franken steigt er auf knapp 1,12. Die Lage bleibt gleichwohl angespannt. "Ich glaube nicht, dass die SNB mit den aktuellen Niveau des Schweizer Franken zufrieden ist", zitiert Reuters Maxime Bottoron, Ökonom bei der Credit Suisse.
Die Schweizer Wirtschaft sei zu solide, um eine scharfe Devisenmarktintervention seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu rechtfertigen, meint die UBS. Die größte Bank der Schweiz spricht von Abwärtsrisiken und einem Rückfall unter 1,10. Sodann müsse der EUR/CHF-Kurs aus eigener Kraft einen Boden finden und erst dann wäre die SNB bereit diese "natürliche Stützgrenze" zu verteidigen.
"Wir sehen eine zunehmende Flucht in sichere Häfen", sagt Sven Schubert von Vontobel Asset Management laut Frankfurter Allgemeine. Grund sei der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China, der auf die Stimmung drücke. Da sich hier keine rasche Lösung abzeichne, könne der Franken auch in den kommenden Tagen weiter zulegen.
Die Inflation in der Eurozone bricht derweil regelrecht ein. Lag die jährliche Teuerung im April noch bei 1,7%, waren es im Mai nur noch 1,2%. Weniger Geldentwertung führt nicht zu einem härteren Euro, weil die EZB an ihrer radikalen Geldpolitik unvermindert festhält. Darüber hinaus deutet die sinkende Inflation auf eine schwache Konjunktur hin.
In der Schweiz gehen eine Inflation von 1% und ein Wirtschaftswachstum von 2% Hand in Hand. In der Eurozone sind es hingegen zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen. Hintergrund: Die großen Euroländer Frankreich, Italien und Spanien haben historisch hohe Verschuldungsquoten von 90-130% ihres BIP. Man braucht mehr Geldentwertung, damit die Schuldenlast nicht so sehr auf das Wachstum drückt.
Der Euro braucht am Ende dieser Handelswoche einen Schlusskurs über 1,1160 Franken. Das wäre ein Signal, dass es sich bei dem Rückfall auf 1,1120 um ein Irrtum gehandelt hat. Sollte das nicht gelingen, wäre ein Rücklauf auf 1,10 und darunter das wahrscheinlichste Szenario.
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Das sagen die Experten zum EUR/CHF-Sinkflug auf 1,11
05.06.19
07:00