EUR/CHF-Prognosen sind mit Vorsicht zu genießen
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EUR/CHF-Prognosen sind mit Vorsicht zu genießen

Wenn er doch bloß den Euro-Franken-Kurs so schön aufblasen könnte wie er das mit dem Schweizer Aktienindex (SMI) getan hat, dürfte sich Befürworter eines stärkeren Euros denken. Die Rede ist von Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Der Euro fällt derweil auf 1,11 Franken und das kommt Vielen, die eigenen Angaben zufolge mit 1,15 und mehr rechnen, gar nicht so ungelegen.

Obwohl sich die Weltkonjonjunktur eintrübt und es die größten Schweizer Handelspartner Deutschland, Italien und Frankreich und deren Aktienmärkte schwächeln, klettert der SMI problemlos von Rekordhoch zu Rekordhoch. Wie ist das zu erklären? SNB-Chef Jordan hat vor wenigen Monaten gesagt, man könne den Schweizer Negativzins (-0,75%) noch tiefer senken.

Damit greift die Warren-Buffet-Regel: Wissen Anleger, dass die Zinsen auf lange Sicht nicht steigen oder sogar noch weiter fallen, können Aktien immer neue Rekorde erklimmen. In der Eurozone greift die Regel nicht. Dort gibt es zu viele strukturelle Probleme. In der Schweiz und den USA funktioniert sie aber recht gut.

Der Heuchelei die Krone setzen nun einige Banken und Vermögensverwalter auf. Sie kaufen eifrig Schweizer Blue-Chip-Aktien und fühlen sich dank deren Dividendenstärke pudelwohl dabei. Hinzu kommt: Sollten die Aktienkurse und Risikobereitschaft fallen, dann steigt der Schweizer Franken und man ist abgesichert.

Beispiel:
Hat man dann in CHF ausgegebene Nestlé oder Roche Aktien in seinem Portfolio, die im Laufe einer Börsenkorrektur 5% einbüßen, ist da immer noch der Schweizer Franken in der Hinterhand. Denn der wertet in der Regel auf, wenn es an den Börsen kracht. Legt er 3% zu, dann ist der Verlust 2%. Und der lässt sich mit der hohen Dividende egalisieren, denken sich die Geldmenschen.


Vermögensverwalter und Banken kaufen also Schweizer Aktien, weil sie wissen, dass eine Franken-Aufwertung etwaige Verluste verkraftbar macht. Gleichzeitig kann man in den Devisenheften dieser Geldhäusern oft nachlesen, dass der Euro auf 1,15 Franken oder höher steigen wird.

Man suggeriert also seinen Kunden, z. B. exportorientierten Unternehmen die Zahlungseingänge in Euro oder Franken absichern wollen, der Euro-Franken-Kurs würde steigen. Und dann kauft man kräftig in Franken denominierte Schweizer Aktien und wettet damit indirekt darauf, dass ein stärkerer Franken ein solches Engagement rentabel hält. Man wettet also gegen die Kundschaft.