"Der Franken hat sich gegenüber dem Euro in den letzten Jahren um drei bis vier Prozent pro Jahr aufgewertet", erläutert Martin Neff, Chefökonom bei Raiffeisen Schweiz, im Gespräch mit cash.ch. "Ich gehe nicht davon aus, dass sich diese Entwicklung demnächst ändern wird. Daher halte ich die Euro-Franken-Parität in den nächsten 24 Monaten für wahrscheinlich."
Weil die Inflation in der Eurozone in den letzten zehn Monaten von 2,2% auf 1,2% sank, dürfte die EZB demnächst ein zweites Wertpapierkaufprogramm auflegen (QE2). Banken erwarten den Startschuss für QE2 zwischen Oktober 2019 und dem 1. Quartal 2020 mit einem monatlichen Ankaufvolumen von 20-30 Milliarden Euro, 🔗berichtet Reuters.
Vermögensverwalter wollen radikale EZB
"Die EZB muss mit etwas kommen, dass die Märkte beeindruckt. Sie müssen mehr und nicht weniger machen, radikal darin sein, was sie tun und proaktiv in der Ausführung", fordert Guy Miller, Chefstratege für Finanzmärkte bei Zurich Versicherung. Demzufolge könnte die EZB diesmal auch Aktien kaufen und von Banken ausgegebene Schuldscheine, obschon das wegen ihrer Rolle als Bankenaufseherin sehr problematisch wäre.
Darüber hinaus haben die Finanzmärkte eine Senkung der EZB-Leitzinsen für September 2019 eingepreist. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) kann und wird da aller Voraussicht nach nicht mitgehen können. Der Schweizer Finanzminister Ueli Maurer und UBS-Chef Sergio Ermotti haben sich zuletzt kritisch zu den Negativzinsen und Devisenmarktinterventionen, sprich: Euro-Stützungskäufen, geäußert.
Fazit:
Weil auf Seiten der SNB die Bereitschaft gering ist, für jeden von der EZB im Rahmen von QE2 gedruckten Euro einen Schweizer Franken zu drucken, dürfte der Euro-Franken-Kurs in der zweiten Jahreshälfte mindestens noch einmal um 1,5% fallen. Die Devisennotierung stünde dann bei 1,09. Ginge es in diesem Tempo weiter, wäre die Parität Mitte 2022 erreicht.
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