EUR/CHF-Ausblick schlagartig verschlechtert
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EUR/CHF-Ausblick schlagartig verschlechtert

Der Euro sinkt inmitten bizarrer Entwicklungen an den Finanzmärkten auf ein 2-Jahrestief bei 1,1055 Franken. Die Risikobereitschaft sprudelt, nachdem EZB und Fed ankündigen, die Geldschleusen zu öffnen. So stehen der wichtige US-Aktienindex S&P 500 und der Schweizer SMI bei Allzeithochs. Gleichzeitig steigt aber auch die Nachfrage nach Sicheren Häfen.

Es ist die kräftige Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem US-Dollar, die der Euro-Dollar-Kurs nicht in gleicher Stärke mitgehen kann. Die US-Notenbank signalisiert, spätestens im September damit zu beginnen, ihren Leitzins runterzuschrauben. Der Dollar-Franken-Kurs fällt daraufhin mit 0,98 auf den tiefsten Stand seit Jahresbeginn und zieht den Euro-Franken-Kurs mit nach unten.

Einen Tag zuvor haut Mario Draghi auf die Pauke, in dem er neue Lockerungsaktionen angekündigt und damit den Rücklauf des Euro-Franken-Kurses einleitet. Anfang Juli 2019 wird aller Voraussicht nach Draghis Nachfolger feststehen, was dazu führt, dass die Worte des Italieners an Gewicht verlieren. Alles was er sodann sagt, wird an der Position seines Nachfolgers gemessen werden.


Neben dem Schweizer Franken ist auch der als besonders sicher geltende japanische Yen aktuell gefragt. US-Staatsanleihen und deutsche Bundesanleihen gehen ebenfalls weg wie warme Semmel. Wegen der steigenden Nachfrage nach Sichern Häfen muss man die kräftigen Aktienkursgewinne im laufenden Monat Juni als suspekt betrachten.

In den ersten drei Monaten des Jahres ist das noch anders: Risikobereitschaft und Aktien steigen kräftig, während sich Franken und Yen abschwächen und Staatsanleihen stabil bleiben. Da die Wechselwirkung zwischen Sicheren Häfen und riskanten Vermögenswerten wie Aktien aktuell gestört ist, könnte es eine heftigen Kursreaktion in die eine oder andere Richtung geben, bis der Zusammenhang wieder intakt ist:
  1. Entweder Franken und Yen schwächen sich ab, die Kurse auf US-Staatsanleihen und Bundesanleihen kommen runter. Dies würde die hohen Aktienkurse rechtfertigen und für eine Erholung des Euro-Franken-Kurses sprechen.
  2. Oder: Die Nachfrage nach Franken, Yen, US-Staatsanleihen und Bundesanleihen bleibt ungebrochen. Jetzt müssten Aktien runterkommen.
Das zweite Szenario ist wahrscheinlicherer. Denn die US-Notenbank wird ihren Leitzinse nicht senken, wenn gleichzeitig an der Wall Street Allzeithochs erreicht werden. Und dies spricht wiederum dafür, dass der Euro-Franken-Kurs jetzt schneller unter 1,10 fallen könnte, als es viele für möglich halten.