Der Euro kratzt noch einmal die Kurve. Das Wochenschluss bei 1,1190 Franken liegt über der wichtigen Unterstützung bei 1,1160. Dadurch ist die Gefahr eines abrupten Rückfalls auf 1,10 erst einmal gebannt. Weil es auf den Deutschen Jens Weidmann als neuen EZB-Chef zuläuft, kann der Euro durchatmen.
Die EZB ist mit ihrem in wenigen Monaten aus dem Amt scheidenden Präsidenten Draghi eine lahme Ente. "Die Märkte nehmen Draghi nicht länger ernst", schreibt der Finanzdienst Bloomberg. Was ist passiert? Der EZB-Chef holte zwar alle seine Folterinstrumente aus der Gruselkiste. Man könne die Zinsen noch negativer machen und auch sei ein erneuter Ankauf von Staatsanleihen möglich, so Draghi.
Den Euro hat das aber nicht geschwächt. Er blieb trotz den sehr taubenhaften Bemerkungen des Italieners gegenüber dem Schweizer Franken stabil und konnte zum US-Dollar sogar zulegen. Das hängt damit zusammen, dass die EZB ihr Pulver verschossen hat.
Auf der anderen Seite des Atlantik ist eine US-Notenbank (Fed), die sich während der Boomjahre nicht auf die faule Haut legte und stattdessen die Zinsen erhöhte und ihre Bilanzsumme verkleinerte, in dem sie einen Teil ihrer Staatsanleihen und Hypothekenpapiere verkaufte. Die Fed ist damit glaubwürdiger, wenn es darum geht die Geldpolitik zu lockern.
Darüber hinaus profitiert der Euro von Postengeschacher in der EU. Aktueller Stand: Die Dänin Margrethe Vestager, und nicht der Deutsche CSU-Politiker Manfred Weber, wird neue Chefin der EU-Kommission. Damit wäre der Weg frei für einen Deutschen an der EZB-Spitze. Jens Weidmann ist zwar in den letzten Jahren gegenüber Draghi immer weiter eingeknickt. In Sachen Währung steht er aber für mehr Solidität als Draghi.
Darüber hinaus hätte Weidmann einen taktischen Vorteil: Er kann auf die fehlenden Mittel zur Lockerung der Geldpolitik verweisen und so eine Abkehr vom radikalen Kurs der letzten acht Jahre einleiten.
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Euro spekuliert auf EZB-Chef Weidmann
08.06.19
07:00