Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Juli 2019
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im Juli 2019

Österreich und Deutschland sind absolute Niedrigzinsländer und werden das noch für lange Zeit bleiben. Die tiefsten Zinsen haben die Deutschen. Das hängt damit zusammen, dass mit ihren Bundesanleihen so etwas wie den Schweizer Franken auf dem Staatsanleihen-Markt haben. Wer sich zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen Geld für den Kauf einer Immobilie auf zehn Jahren leiht, zahlt bei der günstigsten Bank lediglich 0,6%. In Österreich kostet ein 10-jähriger Euro-Fixzinskredit doppelt so viele Zinsen. Gehen die hiesigen Banken unter 1%, könnte das verbleibende Franken-Kreditnehmer anlocken.

Der Zins auf zehnjährige Bundesanleihen ist aktuell bei -0,33%. Anfang 2019 war er mit 0,25% noch im positiven Terrain. Im Herbst 2018, als es danach aussah, als würde die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen anheben, lag der Zins bei 0,6%. Im Lichte des Rückgangs des deutschen Referenzzins sank der Euro von 1,15 Franken auf 1,11 Franken. Noch stärker als der Euro-Franken-Kurs orientieren sich die Bauzinsen an Bundesanleihen. Das hängt damit zusammen, dass Banken für die Refinanzierung von Immobilienkrediten Pfandbriefe am institutionellen Anleihenmarkt begeben.

Österreichs hohe Kreditzinsen


Je tiefer der Zins auf Bundesanleihen, um so tiefer der Zins auf Pfandbriefe, den die Banken bezahlen müssen. In Österreich läuft es ähnlich. Der Zins auf zehnjährige Staatsanleihen ist aktuell bei -0,04% und damit höher als in Deutschland. Das, zusammen mit der Tatsache, dass sich die Banken in Österreich sehr viel weniger Wettbewerb machen als in Deutschland, führt dazu, dass ein zehnjährige Euro-Fixzinskredit laut einschlägigen Internet-Vergleichsportalen aktuell mit einem effektiven Jahreszins von 1,25% zu Buche schlägt.

Weil die EZB bald die Geldpolitik lockern wird, dürfte der Bundesanleihen-Zins weiter fallen. Bayerische Landesbank und Commerzbank rechnen bis Ende 2019 mit -0,40 bis -0,50%. Wegen der Leuchtturmfunktion der Bundesanleihen für die Eurozone würde dann auch Österreichs Staatsanleihen-Zins fallen, und mit ihm die Hypothekenzinsen. Wie sehr sich das Lage in den letzen Monaten geändert hat, zeigt ein Blick ins Quartalsheft Global Strategy Q2 2019 der Erste Group. Im Prognoseteil ist dort für Dezember 2019 ein Zins auf zehnjährige österreichische Staatsanleihen von 0,80% und auf Bundesanleihen von 0,40% abgetragen. Daraus wird freilich nichts mehr.

Darüber hinaus ist es fraglich, ob die Prognose für den Euro-Franken-Kurs noch eintreffen kann. Hier rechnet die Erste Group mit 1,15 bis Ende 2019 und 1,16 bis März 2020. Ein solches Niveau ist schwer erreichbar, sollte die EZB die Geldschleusen öffnen und die Zinsen weiter fallen. Wer dennoch an seinem Franken-Kredit festhalten möchte, dem kann man empfehlen Gold als Absicherungsinstrument zu nutzen. Das gelbe Edelmetall kostete zu Beginn des 2. Quartals 2019 weniger als 1.300 US-Dollar. Aktuell liegt die Feinunze bei gut 1.400 Dollar.

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