Without undue delay (ohne unnötige Verzögerung) müsse man die Inflation auf 2% hochtreiben. Damit begründete die EZB vor viereinhalb Jahren den Erwerb von Staatsanleihen (QE2). Der gleichen Argumentation könnte sie sich nun erneut bedienen, um den Einlagenzins von -0,40% auf -0,60% runterzusetzen und bereits im September QE2 zu starten.
Unter Aufwertungsdruck käme der Franken, wenn die EZB die Zinsen früher und stärker senke als angenommen, oder gar ein neues Anleihenkaufprogramm auflege. ""Wir könnten in den nächsten Wochen durchaus einen Kurs bei 1,08 sehen", zitiert cash.ch den Devisenexperten Daniel Trump vom Schweizer Branchenprimus UBS.
Indes wünschen sich Börsianer ein dickes Geschenk von der EZB. Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, fordert die Euro-Währungshüter in einem Reuters-Interview dazu auf, Aktien zu kaufen. Es sei fraglich, ob noch niedrigere Zinsen in der Eurozone tatsächlich die Realwirtschaft stimulieren könnten, argumentiert Fink.
"Solange Mario Draghi aber „nur“ leicht den Leitzins senkt und damit den Markterwartungen folgt, dürfte der Franken gegenüber dem Euro über der Marke von 1,10 auf Sicht der kommenden drei bis sechs Monate notieren", meint die VP Bank auf Liechtenstein. Die SNB sei zum Zuschauer verbannt. Ihre Nervosität dürfte wachsen, so die VP Bank. "Mit raschen Aktionen ist aber dennoch nicht zu rechnen."
Dreamteam
US-Präsident Trump und der neue britische Premier Boris Johnson sind ein Dreamteam und so etwas wie das letzte Aufgebot. Sie streben an, dass ihre Länder so schalten und walten können wie nach dem Zweiten Weltkrieg. Um das zu erreichen, attackieren sie die Globale Supply Chain. Denn: Je besser integriert die Weltwirtschaft ist, umso stärker schwindet der Einfluss von Amerikanern und Briten.
Trump und Johnson dürften für EU und Eurozone noch sehr unangenehm werden, was für den Franken spricht. Die Schweiz muss sich da weniger Sorgen machen. Zwar könne Donald Trump im Falle von Devisenmarktinterventionen die Schweiz verbal ins Visier nehmen, sagt die VP Bank. Trump braucht aber die Schweiz, weil sie im Iran die Anliegen der USA darstellt und ihre Neutralität auch in Nordkorea gefragt ist.
Bei der EU sieht das anders aus. Trump hat EZB-Chef Draghi bereits mehrfach attackiert, weil der Italiener mit seiner Geldpolitik den Euro abschwäche und so europäischen Exporteuren einen Wettbewerbsvorteil verschaffe. Darüber hinaus gibt es die akute Gefahr, dass Trump im Herbst die Autozölle für die EU erhöht und auch Johnson mit einem harten Brexit die sehr offene und eng integrierte EU-Wirtschaft attackiert.