1 Euro kostet aktuell 1,1150 Franken. Für 1 US-Dollar werden 0,99 Franken fällig. Wenn die Fed beginnt die Geldpolitik zu lockern, dann profitiere davon sehr stark der Franken, sagt die US-Bank JPMorgan. Sie sieht den Dollar-Franken-Kurs auf 0,95 sinken. Ein solcher Rückgang würde den Euro-Franken-Kurs mit nach unten ziehen.
Bigger Picture
Im April 2018 klettert der Euro auf 1,20 Franken. Dieser Anstieg wird gestützt von den Erwartungen, dass auch die EZB eine Straffung der Geldpolitik vornimmt. Die Fed ist zu dieser Zeit dabei den US-Leitzins eifrig heraufzusetzen. Viermal erhöht Powell den Leitzins in 2018. Der Devisenmarkt spekuliert seinerzeit darauf, dass Draghi den Einlagenzins um 0,10% heraufsetzt.
Daraus wird nichts. Der Italiener bleibt faul an der Seitenlinie stehen, während seine ausgabenfreudigen Landsleute einen Defizitstreit mit der EU-Kommission vom Zaun brechen. Ferner kühlt sich Weltkonjunktur ab. Die Eurozonen-Wirtschaft geht auf Talfahrt. Die EZB erkennt die Zeichen der Zeit nicht oder will sie aus ideologischen Gründen nicht erkennen. Sie erklärt, es sei eine vorübergehende Abkühlung.
Tatsächlich ist der Abschwung permanent. Der wirtschaftlicher Gegenwind wird stärker, nachdem die EZB den Nettoerwerb von Staatsanleihen zum Jahreswechsel 2018/2019 einstellt. Ein klares Indiz dafür, dass der Laden ohne Geld aus der Notenpresse, das über Umwegen ins Bruttoinlandsprodukt (BIP), z. B. in Form von mehr Staatsausgaben/höheren Löhnen einsickert, nicht mehr läuft.
Defcon 2
Die einzige Lösung ist somit, dass die EZB wieder mehr Geld druckt und die Zinsen noch negativer macht. Weil die Fed nun beginnt ihren Leitzins zu senken, können Draghi und Co. stets auf die USA verweisen und damit eine neue Phase der radikalen Geldpolitik in der Eurozone rechtfertigen. Defcon 2 würde man im Pentagon wohl dazu sagen. An dieser Stelle wird es gefährlich für den Euro.
Dass der von der italienischen- und französischen Regierung unterstützte Draghi auf dem Holzweg ist, zeigt folgendes Beispiel: Frankreichs Finanzminister hat gerade erklärt, er wolle die hohen Ersparnisse in der Eurozone, von denen Deutschland den Löwenanteil hält, mobilisieren, um das Wirtschaftswachstum zu stimulieren.
"Paradoxerweise sorgt der Fakt, dass sie (die Sparer) auf ihre Ersparnisse keine Zinsen verdienen, dafür, dass sie umso mehr sparen", streicht der renommierte Ökonom Mohamed El-Erian im Interview mit cash.ch heraus. Was Frankreichs Kassenwart erzählt, kann daher nicht erreicht werden. Es ist blanker Unsinn aus dem Mund eines Politikers, der in Wahlperioden denkt.
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