Deutschland und EZB haben EUR/CHF-Kurs in der Hand
Home » » Deutschland und EZB haben EUR/CHF-Kurs in der Hand

Deutschland und EZB haben EUR/CHF-Kurs in der Hand

In die monotone Abwärtsbewegung kommt etwas Bewegung. Der Eurokurs verbessert sich trotz blutleerer Eurozonen-Konjunktur von 1,0840 auf 1,0890 Franken. Damit befindet sich die Devisennotierung in der Mitte zwischen einem Widerstand bei 1,0960 und einer Unterstützung bei 1,0810. Der US-Präsident wolle höhere Aktienkurse, sagt der CNBC-Experte Jim Cramer. Angela Merkel lehnt derweil ein Konjunkturprogramm ab.

Die Konjunkturerwartungen für Deutschland und die Eurozone haben sich erheblich verschlechtert. "Die erneute Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China, das damit verbundene Risiko eines globalen Abwertungswettlaufs sowie die gestiegene Wahrscheinlichkeit für einen No Deal-Brexit treffen auf ein ohnehin abgeschwächtes Wirtschaftswachstum", erläutert ZEW-Präsiden Achim Wambach.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China hat sich gerade etwas beruhigt, nachdem US-Präsident Trump zurückrudert. Von ihm angekündigte Sonderzölle in Höhe von 10% auf chinesische Güter sollen verschoben werden, teilt die US-Regierung mit. Das sei erforderlich, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu beeinträchtigen, begründet Trump.

Sollte der britische Premier Boris Johnson ebenfalls erkennen, dass er nicht viel ausrichten kann und aufhören, auf einen harten Brexit zum 31. Oktober 2019 zu pochen, dürfte der Euro seinen Anstieg fortsetzen. Ob ein Zurückrudern des Duo Trump-Johnson tatsächlich ausreichen wird, den Euro-Franken-Kurs auf einen längeren Anstiegspfad zu setzen, muss allerdings bezweifelt werden.

Deutschland/EZB


"Ich sehe derzeit keine Notwendigkeit für ein Konjunkturpaket", sagt Merkel. Das ist eine schlechte Nachricht für den Euro. Deutschland hat wegen seiner bei 60% liegenden Staatsschuldenquote viel Spielraum. Würde sich die Bundesregierung zu Steuersenkungen für Unternehmen und Privathaushalte und zu einem Investitionsprogramm durchringen, gäbe das der Eurozone einen wichtigen Wachstumsimpuls.

Darüber hinaus würde die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer radikalen Geldpolitik einen Schritt kürzer treten. In den USA war der fiskalische Impuls durch Steuersenkungen und massive Ausgabenprogramme 2018 so stark, dass die US-Notenbank (Fed) sich gezwungen sah, die Geldpolitik recht deutlich zu straffen. Viermal erhöhte sie den Leitzins.

So weit wird die EZB sicher nicht gehen. Allerdings wäre es für die Stabilität und Robustheit des Euros bereits gut, liesse Draghi in den letzten Wochen seiner Amtszeit nicht das zweite massive Staatsanleihen-Kaufprogramm (QE2) vom Stapel. Merkel gibt ihm aber keinen Grund dazu. Und so lange sich daran nichts ändert, hat der Euro-Franken-Kurs keine Chance auf eine längerfristigen Aufwärtsbewegung zu gehen.

Fazit:
Es braucht ein deutsches Konjunkturprogramm. Die EZB würde dann kürzer treten, und der Euro hätte Platz deutlich über 1,10 Franken zu steigen.