Die Wochen des Euros laufen
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Die Wochen des Euros laufen

Der Euro steigt nach verbesserten Konjunkturdaten aus der Eurozone auf 1,0920 Franken. Frankreichs Wirtschaft geht es den Umständen entsprechend recht gut. Deutschland ist immer noch angezählt, was der Grund sein dürfte, warum der EUR/CHF-Kurs bisher nicht über 1,10 hinauskommt. Der einstige Musterschüler vergeigt eine Platzierung von Staatsanleihen. Die Bundesbank muss einspringen und die Papiere übernehmen. So etwas nennt man Staatsfinanzierung über die Notenpresse.


Mitte August 2019 sinkt der EUR/CHF-Kurs mit 1,0834 auf den tiefsten Stand seit 26 Monaten. Seitdem geht es nach oben. Die Kursgewinne des Euros fallen zwar recht klein aus. Es handelt sich "nur" um um eine wellenförmige Gegenbewegung innerhalb eines Abwärtstrends. Es besteht aber durchaus die Möglichkeit, dass der Euro in den nächsten Handelstagen die Abwärtstrendlinie bei 1,0940 Franken überwindet. Anschließend müsste noch ein hartnäckiger Widerstand bei 1,0960-1,0970 gebrochen werden. Dann wäre Platz auf knapp 1,12.

"Beim Wirtschaftswachstum trat die Eurozone im August weitgehend auf der Stelle", heißt es im neuen Einkaufsmanager-Bericht von IHS Markit. Die Stagnation wird positiv von den Finanzmärkten aufgenommen. Anleger hatten damit gerechnet, dass es mit der Konjunktur weiter bergab gehen würde. "Einziger Hoffnungsschimmer war diesmal Frankreich, hier ist die Industrie auf Wachstumsterrain zurückgekehrt, und auch mit dem Servicesektor ging es weiter solide aufwärts", kommentiert der IHS-Markit-Experte Andrew Harker.

Am Devisenoptionsmarkt hellt sich die Stimmung zugunsten des Euros auf. Das ist ein Anzeichen, dass es der Euro zurück über 1,10 Franken packen dürfte. Als er Mitte August auf 1,0834 purzelte, zeigten sich Optionshändler skeptisch. Sie waren nicht bereit dem Schweizer Franken so viele Vorschusslorbeeren zu geben. Auf der anderen Seite dürften sie auch die Bremse steigen, sollte der Euro über Gebühr steigen. Insofern ist der Euro in der Lage einige Wochen oder vielleicht sogar Monate zuzulegen. Anschließend muss man aber mit einer Rückkehr der Frankenstärke rechnen.

Kritik unerwünscht


"Es gibt kaum Raum für offene Debatten, kaum Respekt für abweichende Stimmen", kritisiert der noch in Deutschland lebende Künstler Ai Weiwei in einem Interview mit der Zeitung "Welt". Dass er da nicht ganz unrecht hat, zeigt auch ein Blick auf die deutsche "Finanzmarkt-Kultur". Der deutsche Staat wollte in dieser Woche 30-jährige Schuldtitel mit einem negativen Zins im Wert von zwei Milliarden Euro platzieren. Er bekam aber nur 824 Millionen Euro von Investoren. 1,17 Milliarden Euro musste die Bundesbank beisteuern. Weil das mehr als 50% sind, lässt sich von einer Staatsfinanzierung über die Notenpresse sprechen.

Ferner nennt man so etwas eine fehlgeschlagene Staatsanleihen-Platzierung. Der britischen Regierung war vor zehn Jahren bei einer Platzierung von 40-jährigen Staatsanleihen dasselbe passiert. Doch anstatt das Scheitern einzugestehen, eine Debatte über die fehlgeschlagene Anleiheplatzierung zu eröffnen und die Ursachen dafür zu beleuchten, 🔗tut das ARD Staatsfernsehen so, als sei nichts gewesen. In Großbritannien war die geplatzte Staatsanleihen-Auktion seinerzeit von den Medien kritisch thematisiert worden.