Es gibt noch zwei Monate Zeit, um sich auf den EU-Ausstieg der Briten vorzubereiten. Ein großes Chaos dürfte daher ausbleiben. Die Sache mit dem Brexit ist ähnlich gestrickt wie ein so genannter Government Shutdown in den USA. Wenn es passiert, gibt es negative Auswirkungen auf die Konjunktur. Nach einigen Monaten glätten sich die Wogen und es wird wieder alles aufgeholt. In der EU betonen sie zwar gebetsmühlenartig, welch schlimmer Verwerfungen der Brexit für die britische Wirtschaft nach sich zöge. Da wird aber viel übertrieben.
EZB-Schäferhunde
Zur Ankurbelung der Konjunktur in der Eurozone solle die Europäische Zentralbank (EZB) an der Börse mitmischen, forderte unlängst Larry Fink in einem Reuters-Interview. Es sei fraglich, ob noch niedrigere Zinsen in der Eurozone tatsächlich der schwachen Konjunktur auf die Sprünge helfen könnten. Daher seien Alternativen wie Käufe von europäischen Aktien nachdenkenswert, erklärte der Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock.
Liest man zwischen den Zeilen, lässt sich in Finks Äußerungen folgende Message entdecken:
"Liebe EZB-Leute, ich will, dass ihr Aktien kauft. Dann halte ich den europäischen Märkten die Stange. Kauft ihr keine Aktien, wird mir das mit eurer blutleeren Konjunktur zu riskant und ich kehre der Eurozone den Rücken."
EZB-Offizielle haben in den letzten Tagen versucht, den Eindruck zu zerstreuen, dass sie wie gut ausgebildete deutsche Schäferhunde auf die Befehle der Finanzmärkte und Vermögensverwalter hören. "Ich bin der Auffassung, dass Notenbanken die entscheidende Institution sein sollen, die von daher auch manchmal Märkte enttäuschen müssen", sagt Österreichs scheidendes EZB-Mitglied Ewald Nowotny, der "Wiener Zeitung". "Unsere Geldpolitik ist datenabhängig nicht marktabhängig", beteuert EZB-Vizepräsident Luis de Guindos.
Kauft die EZB Aktien, dürfte das zunächst einmal Anleger anlocken und die Kurse befeuern. Auch Schweizer Vermögensverwalter würden in Aktien aus der Eurozone gehen, da sie sich dieses Free Lunchnatürlich nicht entgehen lassen. Viele dürften ihre Aktienkäufe allerdings gegen einen weichen Euro absichern. Das führt dann dazu, dass der Euro-Franken-Kurs trotz Kapitalzuflüssen aus der Schweiz unter dem Strich auf der Stelle tritt.