FOMO (Fear of Missing Out) ist die Phrase des Jahres: Darunter versteht man, die Angst eine Börsenrallye zu verpassen. Normalerweise ist Angst eine gute Sache für den Schweizer Franken und geht zu Lasten des Euros. Bei der FOMO-Angst sieht das anders aus. In der Eurozone wartet alles darauf, dass Deutschland in eine Wirtschaftskrise gerät, seine Geldbörse aufmacht und so 2020 zum FOMO-Jahr für die Europäer macht.
Weit verbreitet ist die FOMO-Angst in den USA. Hier kaufen die Geldmenschen gerade wieder Aktien, um den nächsten Run auf Rekordhochs der US-Indizes voll mitnehmen zu können. 2018 sank der Aktienindex S&P 500 um 6%. Viele Vermögensverwalter und Fondsmanager verloren aber deutlich mehr. Diese schwachen Manager können es sich nicht leisten in diesem Jahr die Aktienrallye zu verpassen. Sonst würden sie vor ihren Anlegern wie Taugenichtse dastehen.
Auch in Europa grassiert die Fear of Missing Out. Das kann dazu führen, dass bei der Beurteilung von Unternehmen schon einmal beide Augen zugedrückt werden. Man kauft Aktien auch von Firmen mit schwachem Management, hohen Schulden oder zu rosigen Gewinnprognosen. Europäische Aktien seien im Vergleich zu amerikanischen sehr günstig bewertet, ist oft zu hören. Ein Klassiker ist auch: Weil es auf Anleihen keine Zinsen mehr gibt, seien Aktien alternativlos.
FOMO und der EUR/CHF
Die Fear of Missing Out kam bis Ende April/Anfang Mai dem Euro zugute. Er stieg auf knapp 1,15 Franken. Aktuell spielt sie keine Rolle. Damit sie zurückkommt, muss zunächst einmal das Brexit-Problem gelöst werden und der Handelskonflikt zwischen den USA und China abklingen. Das alleine reicht aber nicht. Die Euroländer, allen voran Deutschland, müssen Konjunkturprogramme auf Pump auflegen. Dies würde Börsianer in Hochstimmung versetzen.
Derzeit deutet aber nichts auf Konjunkturprogramme auf Pump hin. Würde Deutschland so wie die USA ein Haushaltsdefizit von 5% seiner Wirtschaftsleistung machen, könnte der Staat 160 Milliarden Euro mit der Gießkanne verteilen. Aber noch ist es nicht soweit. Um Berlin aus der Reserve zu locken, braucht es schon etwas mehr als einen Crash bei dem in weiten Teilen der Bevölkerung nicht gerade geliebten Dax.
Der Euro-Franken-Kurs dürfte zunächst einmal weiter fallen, wenn die Arbeitslosigkeit in Deutschland beginnt zu steigen. Kann sich die Politik dann durchringen Geld in Wirtschaft und Gesellschaft zu pumpen, könnte der Euro schlussendlich doch noch Boden gegenüber dem Schweizer Franken gutmachen. Fraglich ist, von welchem Niveau aus. Sollte sich der Euro bis 2020 bei 1,09 Franken befestigen, könnte mit FOMO-Rückenwind locker 1,15 und mehr erreicht werden. Fällt der Euro jedoch bevor FOMO einsetzt auf 1,05 oder 1,00 Franken, wäre nicht viel zu holen.
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Wann kommt die Fear of Missing Out über den Atlantik?
09.08.19
07:00