- Draghi sei über das Ziel hinausgeschossen. Ein solches Paket sei nicht notwendig gewesen. Die wirtschaftliche Lage "sei nicht wirklich schlecht", sagt Bundesbankchef Jens Weidmann der "Bild"-Zeitung.
- "Dieses breite Maßnahmenpaket, insbesondere die Wiederaufnahme der Anleihenkäufe, steht in keinem Verhältnis zu den gegenwärtigen wirtschaftlichen Bedingungen, und es gibt triftige Gründe, an seiner Wirksamkeit zu zweifeln", so der niederländische Notenbankchef Klaas Knot.
- Ob die jüngsten Entscheidungen der EZB ein Fehler gewesen sein könnten, fragt Bloomberg Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann. Der antwortet: Diese Idee sei ihm definitiv in den Sinn gekommen. Es sei an der Zeit, dass sich die EZB von den Negativzinsen verabschiede.
Als die EZB Anfang 2015 mit dem hochumstrittenen Ankauf von Staatsanleihen begann, war die Lage noch eine völlig andere. Alle außer Deutschland haben mitgemacht. Draghi befohl seinerzeit Weidmann ein TV-Interview im ZDF heute journal abzusagen, weil er nicht wollte, dass die Wirkung der QE-Beschlüsse über die Kommunikationsschiene beeinträchtigt wird.
Aus Euro Lira gemacht
"Bei seinem jüngsten Vorstoß, die geldpolitischen Zügel zu lockern, ist EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag auf den bisher heftigsten Widerstand seiner Amtszeit getroffen. Unter den Neinsagern seien auch die beiden französischen EZB-Vertreter Benoît Coeuré und François Villeroy de Galhau, berichtet das Magazin "Spiegel".
Hätten sich die Draghi-Gegner früher formiert, wäre der Euro-Franken-Kurs nicht so sehr abgesackt. Zwischen Ende April und Anfang September 2019 fiel er von 1,1475 auf 1,0810. Darüber hinaus lässt sich recht sicher sagen: Für einen Italiener auf dem EZB-Chefposten wird es wohl nie wieder grünes Licht aus Deutschland geben.
Draghi hatte vor acht Jahren, als er sich für den EZB-Chefsessel bewarb, als Verfechter einer soliden Geldpolitik geriert und so den Eindruck erweckt, er würde den Euro stabil halten. Tatsächlich sank der Euro in Draghis Amtszeit von 1,40 auf 1,11 US-Dollar und 1,23 auf 1,09 Franken. Da hätten sie auch gleich den früheren griechischen Premier Tsipras zum EZB-Chef machen können.
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