Am 4. September 2019 war der Euro auf 1,0810 Franken gesunken. Das war der tiefste Stand seit Mai 2017. Anschließend konnte sich die Gemeinschaftswährung erholen. Sie kletterte bis zur vierteljährlichen Sitzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am 19. September 2019 auf 1,1010. Weil die SNB ihr Pulver trocken hielt, indem sie von einer Einlagenzinssenkung absah, fiel der EUR/CHF-Kurs zuletzt wieder zurück. Die Schweizer Währungshüter sahen Handlungsbedarf, weil das eine Woche zuvor von der EZB beschlossene Lockerungspaket kleiner ausfiel als erwartet.
Deviseninterventionen
Der Japanische Yen hat sich in den letzten Tagen ebenfalls warmgelaufen. Auch der Bank von Japan ist die Stärke ihrer Währung ein Dorn im Auge. Offizielle Devisenmarktinterventionen zur Abschwächung des Yen sind allerdings ein rotes Tuch für die Währungshüter. Anders als die SNB kann die Bank von Japan nicht heimlich intervenieren. Sie ist an einen G7-Beschluss gebunden, solche "Spielchen" am Devisenmarkt zu unterlassen. Es gibt aber eine andere Möglichkeit.
Die riesigen japanischen Pensionsfonds könnten ihre Käufe von ausländischen Vermögenswerten vorziehen und so die Stärke des Yen im Zaum halten, berichtet die "Financial Times". Diese dicken Finanz-Wale würden dann vor allem mehr US-Aktien und US-Anleihen kaufen. Ein vergleichbares Modell für die Schweiz trägt nicht. Dazu müssten die staatlichen Pensionsfonds ihre Investitionen in Anleihen und Aktien aus der Eurozone noch einmal deutlich aufstocken.
Das dürften die Schweizer Pensionfonds aber nicht tun. Hintergrund: Selbst auf bonitätschwache Staatsanleihen von Euroländern wie Spanien gibt es kaum noch Zinsen. Darüber hinaus sind die Aktienmärkte aus der Eurozone nicht besonders interessant, auch wenn private Vermögensverwalter gebetsmühlenartig vorbeten, dass viele Aktien unterbewertet seien. Und so muss die SNB weiter den Job übernehmen Euros zu kaufen und sie in den ertragsschachen Anleihe- und Aktienmärkte der Eurozone zu recyceln. Damit bindet man die Risiken den Schweizer Steuerzahlern ans Bein.
SNB-Offizielle signalisieren zwar stets ihre Bereitschaft die Bilanzsumme durch Devisenmarktinterventionen auf ein ein Billion Franken und mehr aufzublähen. Hierbei könnte es sich aber erneut um einen Bluff handeln. Es ist wahnsinnig, immer wieder den gleichen Fehler zu machen und ein anderes Ergebnis zu erwarten. Die SNB scheiterte schon einmal mit Devisenmarktinterventionen. Anfang 2015 musste sie zugeben, dass die Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken auf Sand gebaut war.
EUR/CHF-Ausblick 2021:
- Aktuell besteht keine unmittelbare Gefahr einer raschen Abschwächung des Euros gegenüber dem Schweizer Franken. Die Lage in der Eurozone ist einigermaßen stabil. Das jüngste EZB-Lockerungspaket ist zwar recht klein. Es dürfte allerdings das Wachstum der Eurozone in den nächsten zwei Quartalen um etwa 0,2% erhöhen.
- Mitte 2020 könnten die Euroländer Konjunkturprogramme auf Pump fahren. Die EZB hat die Staatsanleihen-Zinsen noch einmal deutlich gesenkt und das Ganze mit einem unbegrenzten Anleihenkaufprogramm (QE2) mit einem Kaufvolumen von 20 Milliarden Euro garniert. Es gibt also Spielraum für Ausgabenprogramme, nicht nur in Deutschland.
- Die Konjunkturprogramme verpuffen bis Mitte 2021. Mit ihnen lassen sich die strukturellen Probleme der trägen Eurozonen-Wirtschaft nicht beheben. Die EZB übernimmt wieder, in dem sie mit QE2 auf bis zu 100 Milliarden Euro pro Monat hochgeht und das Helikoptergeld macht. Jetzt ist es an der Zeit für 1 Euro = 1 Franken.
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