Der Euro bekommt kein Bein auf den Boden
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Der Euro bekommt kein Bein auf den Boden

Zwei gescheiterte Versuche des Euro gegen den Franken zu steigen grafisch dargestellt

Der Eurokurs bricht seine Aufwärtsbemühungen bei 1,0920 Franken ab. Hintergrund sind sehr enttäuschende Zahlen aus dem einstigen Powerhouse der Eurozone, dem Produzierenden Gewerbe. Darüber hinaus macht Brexit-Boris Trouble. Sein Kollege auf der anderen Seite des Atlantiks ist auch kein Kind von Traurigkeit. Er könnte China-Investitionen mit Sanktionen belegen. Das wäre extrem schlecht für die Europäer.

"Der Eurozone-Industriesektor verzeichnete im September die stärksten Wachstumseinbußen seit knapp sieben Jahren", stellt IHS Markit fest. Die von dem Unternehmen erhobenen Einkaufsmanager-Indizes fallen desaströs aus. Was noch schwerer auf den EUR/CHF-Kurs wiegt, ist der Ausblick. Frühindikatoren deuteten darauf hin, dass es "noch dicker kommt", so IHS-Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.

In Irland werde es Zollkontrollen geben müssen, sagt der britische Premier Boris Johnson in einem BBC-Interview. Der Ausblick auf einen harten Brexit zum 31. Oktober 2019 dürfte die ohnehin schon auf wackligen Beinen stehende Eurozonen-Wirtschaft weiter lähmen. Gut vorstellbar, dass die neue EZB-Chefin Christine Lagarde gleich mit den monatlichen Anleihenkäufen von 20 Milliarden auf 40 Milliarden Euro hochgeht.

Es bestehe die Möglichkeit, dass US-Präsident Trump Sanktionen gegen China verhänge, um nicht-amerikanische Finanztransktionen mit China zu unterbinden, schreibt Hedgefonds-Legende Ray Dalio in einem Beitrag auf LinkedIn. Das bestärkt jene, die argumentieren, Washington werde einen Eiserner (Wirtschafts-) Vorhang runterlassen und ausländischen Unternehmen drohen: "Entweder ihr macht Geschäfte mit uns oder mit China."

Für den Euro-Franken-Kurs ist aktuell der schwache Ausblick für die Eurozonen-Wirtschaft entscheidend. Es gibt da überhaupt keinen Silberstreif am Horizont. Vielmehr ist zu befürchten, dass sich die verschlechterte Lage auf dem Industrie-Arbeitsmarkt negativ auf Verbraucherausgaben und den Dienstleistungssektor auswirken. Sollte es dazu kommen, wäre ein Eurokurs bei 1,06 Franken sicherlich gerechtfertigt.

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