Die Brexit-Lösung verzögert sich, und so bleibt der EUR/CHF-Kurs bei 1,1040 hängen. Bei einem Anstieg über dieser Marke würde der Euro die Ende September 2019 bei 1,0830 Franken begonnenen Aufwärtsbewegung mit einem 3-Monatshoch krönen. In die Nachrichtenlücke aus Brüssel stößt US-Präsident Trump mit einer Forderung in die großangelegte Staatsfinanzierung über die Notenpresse einzusteigen. Das drückt den Dollar-Franken-Kurs und hinterlässt Bremsspuren beim Euro-Franken-Kurs.
Sperrangelweit geöffnete Geldschleusen und ultratiefe Zinsen vieler Notenbanken gefährdeten die Stabilität des globalen Finanzsystems, warnt der Internationale Währungsfonds (IWF). Einen Tag zuvor hatte der Lender of Last Ressort aus Washington noch die radikal anmutende Geldpolitik, an deren Speerspitze EZB und Bank von Japan stehen, noch verteidigt. "Ohne die geldpolitische Unterstützung, würde das weltweite Wachstum 2019 und 2020 noch deutlich schwächer ausfallen" hatten die IWF-Ökonomen ausgeführt.
Weiterlesen: Fehleinschätzung mit gravierenden Folgen für EUR/CHF 2020
Schweizer Franken Prognosen 2020
"Mit ihrer politischen Neutralität und der soliden Wirtschaft ist die Schweiz als sicherer Hafen wieder stärker gefragt", sagt die DekaBank. Die erneuten Lockerungsmaßnahmen der EZB (Senkungen des Einlagensatzes auf -0,50%, Wiederaufnahme der Wertpapierkäufe), die mit schwachen Konjunkturdaten und niedrigen Inflationserwartungen in Euroland zusammenhängen, erschwerten die Abwertung des Franken zusätzlich. Indes teilt Eurostat mit, dass sich die Inflation in der Eurozone zuletzt mit 0,8% auf den tiefsten Stand seit drei Jahren befand.
Trotz der "starken Schweiz" sind die Devisenexperten der DekaBank mit Blick auf den Euro zuversichtlich. Sie rechnen binnen Jahresfrist mit einem Anstieg auf 1,13 Franken. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ist noch optimistischer. Sie sieht den EUR/CHF-Kurs auf 1,15 steigen. Die deutschen Postbank kommt zu einem anderen Ergebnis. Laut ihr wird es für den Euro im April 2020 lediglich 1,05 Franken geben. Sichere Häfen sollten von den Unsicherheiten profitieren, meint die Postbank.
Trump will auch eine EZB
"Die US-Notenbank (Fed) sollte die Leitzinsen auf 0% oder weniger senken, und wir sollten damit beginnen unseren Schulden zu refinanzieren."
Das fordert Trump per Twitter. Der US-Präsident will also eine Staatsfinanzierung über die Notenpresse, um in den Genuss von negativen Zinsen zu kommen. Trump hätte dann mehr Geld für Steuersenkungen und den Verteidigungsetat. Es ist schon etwas unheimlich, dass die von Italien, Spanien und Portugal ausgegebene Staatsanleihen negative Zinsen haben, der US-Bundesstaat auf seine deutlich bonitätstärkeren Papiere 1,5%-2,2% Zinsen bezahlen muss.
Sollte Trump wiedergewählt werden, was laut Experten sehr wahrscheinlich ist, wenn er es schafft das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahre bei 2% zu halten, könnte er einen neuen Fed-Chef einsetzen. Die USA würden dann wohl in Sachen in radikaler Geldpolitik mit Europa und Japan gleichziehen. Dies hätte eine deutliche Abschwächung des US-Dollars gegen den Schweizer Franken zu Folge.
Der Dollar dürfte zwar auch gegen den Euro abwerten, aber nicht so stark wie der Franken. Dies würde mit dazu beitragen, dass der Euro-Franken-Kurs 2020 dem Kursziel von der Postbank bei 1,05 viel näher käme als dem der Landesbank Hessen-Thüringen, die mit 1,15 rechnet.