Die Konjunkturverlangsamung hin zu immer niedrigeren Wachstumsraten hat zu einer Talfahrt des Euros von 1,15 Franken Ende April auf 1,08 Franken Anfang September geführt. Das Schlimmste des Abschwungs ist inzwischen vorbei. Die Konjunkturbodenbildung setzte ein. Hoffnung macht sich breit, dass die Wachstumsraten anziehen. Infolge erholte sich der Euro auf 1,10 Franken.
Kräftig steigende Aktienmärkte signalisieren, dass Börsianer von einem spürbaren Rebound der Eurozonen-Konjunktur ausgehen. Devisenhändler sind sich da allerdings nicht so sicher. Wäre wirklich eine kräftige Wachstumbeschleunigung in der Pipeline, wäre der Euro-Franken-Kurs längst in den Bereich 1,12-1,15 vorgestoßen.
Fiskal Policy Response
"Aus dem Tal der Wachstumstränen kommt die Eurozone wohl so schnell nicht raus. Was das Problem ist, dürfte auf der Hand liegen: der Euro, der es Volkswirtschaften innerhalb des Staatenbundes nicht erlaubt, je nach Konjunkturzyklus die Währung Auf- bzw. Abzuwerten", heißt es in einem Beitrag auf Investing.com. Solange dieses Problem nicht angegangen werde, verkomme Europa zu einem immer unattraktiveren Standort.
Gemäß dieser These kann es also keine spürbare Wachstumsbeschleunigung geben. Bereits in wenigen Wochen könnte die Wirkung des jüngsten EZB-Maßnahmenpakets zur Ankurbelung der Konjunktur verflogen sein. Anleger, allen voran Vermögensverwalter, werden dann Druck auf EZB und Politik ausüben, frisches Geld nachzuschießen.
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Es gibt zwei Szenarien mit unterschiedlichen Wirkungen auf den Euro-Franken-Kurs:
- Druckt die EZB noch mehr Geld mit ihrer Notenpresse, würde sie zwar eine Rezession/Stagnation verhindern. Eine nachhaltige Belebung des Wirtschaftswachstum bliebe allerdings erneut aus. Der Euro käme nicht über 1,12 Franken hinaus. Nach einigen Monaten würde sich das Wachstum wieder der Nulllinie annähern und die unsägliche die Staatsfinanzierung über die Notenpresse in den Fokus rücken. Für den Euro ginge es dann deutlich unter 1,10 Franken.
- Die Euroländer gehen mit schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen an den Start. Jetzt hätte der Euro eine ausgezeichnete Chance auf 1,15 Franken zu klettern. Ginge es bei den Ausgabenprogrammen so richtig zur Sache, wie im Laufe der Weltfinanzkrise, wäre sogar ein erneuter Anstieg des Euros auf 1,20 Franken drin. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Politik die von den Finanzmärkten geforderten enormen Summen nicht in die Realwirtschaft reinpumpen kann und will. Der Euro würde dann bei 1,15 Franken hängenbleiben.