Euro-freundlicher Sell-Off bei Sicheren Häfen?
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Euro-freundlicher Sell-Off bei Sicheren Häfen?

Aktienanleger gehen in die Vollen: Rekord- bzw- Mehrjahreshochs tragen maßgeblich dazu bei, dass der Euro mit 1,1060 Franken auf den höchsten Stand seit drei Monaten klettert. Trotz extrem hoher Risikobereitschaft legen Anleger bei ihren Franken-Beständen nicht die Axt an. Würde es erneut zu einem großen Sell-Off Sicherer Häfen kommen, wäre EUR/CHF längst bei 1,15. Deutschland bekräftigt derweil ein Totalausfall für den Euro zu sein.

2018 ging es Sicheren Häfen an den Kragen: Gold sackte auf 1.160 US-Dollar ab. Aktuell kostet die Feinunze (31,1 Gramm) knapp 1.500 Dollar. Der Schweizer Franken schwächte sich auf 1,20 Franken per 1 Euro ab. Von einer ähnlichen Entwicklung ist derzeit nichts zu sehen. Das ist ein klares Indiz dafür, dass es Ungleichgewichte an den Finanzmärkten gibt und Sichere Häfen beim Portfolio-Mix ein wichtiger Bestandteil sind.

Niemand redet gerne über Verzerrungen, wie ausfallbedrohte US-Studentenkredite, deren Größenordnung das spanische Bruttoinlandsproduktes (BIP) übersteigt. Auch die mit Geld aus der Notenpresse am Leben gehaltenen Zombieunternehmen sind kein Thema. Vermögensverwalter und Fondsmanager wollen davon am allerwenigsten wissen.

Sie kaufen aktuell Aktien, um nicht am Jahresende wieder als Deppen dazustehen. Viele Fondsmanager hatten Ende 2018 auf eine Börsenrallye gesetzt. Stattdessen gab es einen Sell-Off. Infolge landeten sie deutlich hinter ihren Vergleichsindizes. 2019 laufen Fondsmanager wegen der Aktienrallye Gefahr, Kursgewinne zu verpassen. Würden sie erneut schlechter abschneiden als ihre Vergleichsindizes, müssten viele ihren Hut nehmen.

Deutschland: Totalausfall für Euro


Jetzt haben ist es amtlich: Angela Merkel ist eine geldpolitische Taube und eine Weichwährungspolitikerin. "Ich danke dir von Herzen. Du hast den Euro durch unruhige See navigiert. Kontroversen bist du nicht aus dem Weg gegangen und wir können nun wirklich auf eine stabile Währung blicken", sagt Merkel über Draghi bei einem Festakt in Frankfurt.

Stabile Währung? Da denkt die Kanzlerin offenbar noch in DDR-Ostmark-Kategorien. Draghi hat in seiner achtjährigen Amtszeit den Euro um 20% gegen den US-Dollar und um 11% gegen den Schweizer Franken abgeschwächt. Die Euro-Schuldenkrise habe ganz neue Antworten verlangt, die Draghi gegeben habe, meint die Kanzlerin.

Was Draghi gemacht hat, war aber alles andere als neu: 1) Er hat der EZB in die Rolle des Geldverleihers letzter Instanz aufgebürdet ("Whatever it Takes"). Das haben schon unzählige Notenbanker/Politiker auf der ganzen Welt vor ihm gemacht. Sie legten damit die Saat für Finanz- und Währungskrisen. 2) Draghi hat knapp 100 Jahre nach der Einführung der Rentenmark die Staatsfinanzierung über die Notenpresse wieder salonfähig gemacht.

Aktuell gibt es etwas Hoffnung, dass Deutschland seine Weichwährungspolitikerin Angela Merkel vor dem Ende ihrer Amtszeit "betriebsbedingt" kündigt. Er könne sich nicht vorstellen, "dass dieser Stil des Regierens noch zwei Jahre so weitergeht bis zum Ende dieser Wahlperiode bis 2021", sagt Merkel-Widersacher Friedrich Merz im ZDF. Merz ist ein Finanzfachmann und war Aufsichtsratsvorsitzender bei Blackrock Deutschland.

Für Blackrock ist auch Philipp Hildebrand, früherer Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB), tätig. Er führte mit großem Eifer einen auf Sand gebauten Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken ein. Hildebrand hat sich unlängst für das Helikoptergeld ausgesprochen. Die EZB würde dann aus dem Nichts geschaffenes Bargeld an die 341 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die täglich mit dem Euro bezahlen, verteilen.

Es wäre interessant zu wissen, wie der als Merkel-Nachfolger gehandelte Merz zu dem Helikoptergeld-Vorschlag seines Blackrock-Kollegen steht. Leider fragt ihn das niemand vom ARD/ZDF-Staatsfernsehen.