Über was stolpert der Euro?
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Über was stolpert der Euro?

EUR/CHF-Kursentwicklung mit wichtigen Unterstützungen und Widerständen sowie 200-Tage-Linie

Der Euro nimmt nach seinen Kursgewinnen der letzten Woche eine Auszeit. "Wir sind nicht sehr optimistisch", zitiert Reuters einen ranghohen EU-Diplomat mit Blick auf die Chancen eines Last-Minute-Brexit-Deals. Die Gefahr einer Rezession ist allgegenwärtig. Die Europäische Zentralbank (EZB) mokiert sich über niedrige Börsenkurse von Banken-Aktien.

In der zweiten Hälfte der letzten Woche kletterte der Euro von 1,0870 auf 1,1040 Franken. Hierbei handelte es sich um Vorschusslorbeeren für ein Brexit-Abkommen. Sollte es einen Austritt ohne Vereinbarung geben, werde die Regierung rasch handeln und Wirtschaft, Unternehmen und private Haushalte unterstützen, sagt der britische Finanzminister Sajid Javid.

Laut Liechtensteins VP Bank liegt die Rezessionswahrscheinlichkeit für die Eurozone bei 36%. "In der Vergangenheit mündeten solche Niveaus meist in einer Rezession. Dass die kalkulierten Werte nicht noch höher liegen, ist im Wesentlichen der im Verhältnis zu Deutschland noch relativ guten Situation in Frankreich zu verdanken", kommentiert das Geldhaus.

Was geschieht mit den Banken?


EZB-Vizepräsident Luis de Guindos geht nicht von einer Rezession aus. Es sei aber mit einer längeren Phase mit sehr niedrigem Wachstum zu rechnen. Die geringe Ertragskraft der Banken führe zu einer niedrigen Bewertung, was die unumgängliche Konsolidierung in der Branche sehr schwierig mache, meint der Spanier.

Laut dem Chef der französischen Großbank Société Générale bringe die EZB mit ihrer jüngst beschlossenen Wiederaufnahme der Anleihenkäufe (QE2) die schwache Banken über die Runden und verhindere eine Konsolidierung im europäischen Bankensektor. "Es gibt eine Notwendigkeit zwischen Banken mit robustem Geschäftsmodell und jenen, die nur noch wegen EZB-Hilfen da sind, zu unterscheiden", sagt Frederic Oudéa der "Financial Times".

Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Euro-Franken-Kurs aktuell mit 1,10 im Niemandsland. Um grünes Licht für einen mehrmonatigen Anstieg Richtung 1,15-1,20 zu bekommen, muss er einen horizontalen Widerstand bei 1,1170 und die 200-Tage-Linie überwinden. Nach unten versperrt eine horizontale Unterstützung bei 1,0810 den Weg.

Zwar gibt es noch ein Niveau bei 1,0990, das in den letzten Wochen abwechselnd Widerstand und Unterstützung für den Euro-Franken-Kurs war. Dies kann man aber derzeit getrost ignorieren.