Gemäß den aktuellen Prognosen von UBS, Credit Suisse und Zürcher Kantonalbank wird es für den Euro in einem Jahr 1,10 Franken geben. Die St.Galler Kantonalbank hält bis dahin sogar 1,08 für möglich.
Die Schweizer Wirtschaft besteche durch ihre Innovationskraft, flexiblen Arbeitsmarkt und ihrer Spitzenposition bei der Wettbewerbsfähigkeit. "Im Vergleich mit den Eurostaaten kann die Schweiz aber auch mit der tiefen Inflation, der hohen Produktivität und der tiefen Staatsverschuldung (<50% vom BIP) punkten", streicht die Graubündner Kantonalbank heraus.
Klassenunterschied
Stellt man der Schweiz Wirtschaft Deutschland, Frankreich und Italien stellvertretend für die Eurozone gegenüber, zeigt sich der Klassenunterschied: Die deutsche Wirtschaft ist ausgmerkelt. Der Chefvolkswirt der Commerzbank spricht von einer "Erosion der Wettbewerbsfähigkeit".
Frankreich hat eine extrem hohe Staatsquote und Bürokratie bis zum Abwinken. Es ist ein Anti-Freihandels-Bollwerk, das in Europa seinesgleichen sucht. Merkwürdigerweise wird das nie thematisiert. Stattdessen wird immer gesagt, in Deutschland seien die Straßen marode, um dann sofort hinterherzuschieben: "Merkel, mach die Geldbörse auf."
Anders als die übrigen Euroländer hat Italien immer noch nicht seine Wirtschaftsleistung von 2007, dem Jahr vor der Weltfinanzkrise, erreicht. Konservativen Prognosen zufolge, wird es noch bis 2025 dauern. Die extrem lockere Geldpolitik der EZB hat zum totalen Reformstillstand geführt. Es wurden sogar einige vorsichtige Reformen, die der italienischen Wirtschaft geholfen hätten, zurückgenommen.
Euro auf 1,15 Franken
Aus der Sicht der Landesbank Hessen-Thüringen ist es ganz offenbar nicht von Relevanz, dass die Schweiz den wirtschaftlichen Vergleich mit der Eurozone so klar für sich entscheidet. Langfristig betrachtet sei "der Franken klar überbewertet", meint die die Landesbank. Sie rechnet bis September 2020 mit einem Anstieg des Euros auf 1,15 Franken.
"Langfristig rechnen wir mit einer langsamen und volatilen Franken-Abwertung unter der Annahme, dass sich die geopolitischen Risiken nicht allzu sehr verschärfen und dass Eurolands moderates Wachstum anhält." Das sagt man beim Wertpapierhaus der deutschen Sparkassen, der Deka Bank. Sie sieht den Euro bis November 2020 auf 1,13 Franken steigen.
Erste Group und Raiffeisen Research rechnen mit 1,12 Franken im September 2020. Keine schlechte Prognose, als sich bei 1,1170 ein sehr hartnäckiger Widerstand charttechnischer Natur befindet. Diesen zu durchbrechen, wird für den Euro eine Mammutaufgabe, so er denn überhaupt den Versuch unternehmen sollte.