"Nationalbank hält Eurokurs über 1,08", titelte die Schweizer Zeitung "Finanz und Wirtschaft im August 2019. Die SNB konnte seinerzeit in der Tat zur Bodenbildung des EUR/CHF-Kurs etwas beitragen. Einen gewichtigeren Anteil daran, dass der Euro nicht abschmierte, hatte aber eine Rebellion in der EZB. Die Vertreter Deutschlands, Österreichs und den Niederlanden gingen auf die Barrikaden.
Man darf die positive Wirkung auf den Euro der bisher massivsten Proteste nicht unterschätzen, zumal auch die französischen Währungshüter gegen die Wiederaufnahme der Staatsanleihen-Käufe (QE2) rebellierten. Draghi paukte die Beschlüsse dennoch durch den EZB-Rat, auch dank den Stimmen von Euro-Zwergländern wie Malta und Zypern.
Ferner spielte eine Trendumkehr hin zu steigenden Zinsen ein wichtige Rolle den Euro zu stabilisieren. Anfang September 2019 erreichte der Zins auf 10-jährige deutsche Bundesanleihen ein Allzeittief bei -0,73%. Der früherer SNB-Chef und inzwischen stellvertretende Vorsitzende von BlackRock, Philipp Hildebrand, hatte die Trendumkehr seinerzeit in einem Bloomberg-Interview korrekt prognostiziert.
2020ff werden Karten neu gemischt
QE2 hat es in sich: Anders als QE1 soll dieses Ankaufprogramm erst beendet werden, wenn die EZB unmittelbar vor einer Zinserhöhung steht. Auch wenn die Konjunktur in der Eurozone zuletzt etwas anzog: Der Wirtschaftsaufschwung ist in einem späten Stadium. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB ihren monatlichen Staatsanleihen-Käufen ausweitet, größer als die, dass sie QE2 beendet.
Hierbei handelt es sich um einen sehr undankbaren Ausblick für den Euro. Draghi hat QE2 so konzipiert, dass es sich in Wahrheit um QE unendlich handelt. Überdies rechnen viele Rentenexperten rechnen damit, dass der Bundesanleihen-Zins nächstes Jahr noch einmal sein Rekordtief testen wird. Ein "One and Done", also dass der Bundesanleihe-Zins nie wieder auf -0,73% sinken wird, ist auch aus charttechnischer Sicht sehr unwahrscheinlich.
Der Vorstandsvorsitzender der Dornbirner Sparkasse, Werner Böhler, sagte dem ORF im August 2019, die "Spitze des Eisbergs" bei der Frankenstärke habe man gesehen. Bisher hat er damit recht gehabt. Der Euro hat sich von seinem damaligen Tief bei 1,08 Franken nach oben wegbewegt. 2020ff werden die Karten aber neu gemischt.
Die Eurozone wird irgendwann von einer Rezession eingeholt. Ob die schon 2020 kommen, oder erst 2021/2022, ist nicht prognostizierbar. So gut wie sicher ist allerdings: Wenn die Rezession da ist, wird die EZB noch mehr Geld drucken. Zusätzlich wird der Schweizer Franken wegen seiner Qualität als Sicherer Hafen stärker gefragt sein.
Vor diesem Hintergrund ist ein Gleichstand (1 Euro = 1 Franken) in den kommenden drei Jahren wahrscheinlicher als ein erneuter Anstieg des Euros auf 1,20 Franken.
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