So gelingt dem Euro ein Anstieg um 9% auf 1,19 Franken
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So gelingt dem Euro ein Anstieg um 9% auf 1,19 Franken


Der Euro sank seit Jahresbeginn von 1,12 auf 1,09 Franken (-2,7%). 2018 machte sich nach einem Anstieg auf 1,20 Franken im Mai Ernüchterung breit. Und so stand am Jahresende ein Minus von 3,4% zu Buche. 2017 ließ es der Euro dank "Animal Spirits" in der Eurozone krachen. Er kletterte von 1,07 auf 1,17 Franken (+9,3%). Wie stehen die Chancen, dass es zwischen 2020 und 2023 erneut ein Ausreißer-Jahr gibt und der Euro zum Höhenflug ansetzt?

Hintergrund des fallenden Euros 2019 ist eine von Deutschland angeführte harsche Konjunkturabkühlung in der Eurozone. Ferner schwächt die Europäische Zentralbank (EZB) den Euro mit einer Einlagenzinssenkung auf -0,50% und verwässert ihn mit der Wiederaufnahme von Staatsanleihenkäufen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) interveniert sporadisch am Devisenmarkt, tut sonst aber nichts, um der EZB etwas entgegenzusetzen.

Schweizer Luxusprobleme


Hoffnungen, die Schweizer Wirtschaft und der Franken werden über die Hongkong-Schiene abgeschwächt, sind auf Sand gebaut. Die frühere britische Kronkolonie ist der größte Markt für Luxusartikel der Welt. Entsprechend stark sind Schweizer Unternehmen, allen voran die Uhrenhersteller, vertreten. Die Abhängigkeit ist aber bei weitem nicht so groß wie beispielsweise die Deutschlands von seiner Automobilindustrie.

Ungleichgewichte am Immobilienmarkt haben schon eher das Zeug die grundsolide Schweizer Wirtschaft aus den Angeln zu heben und so eine Abschwächung des Frankens herbeizuführen. Aufgrund der "starken Preiszunahme" der vergangenen Jahre und der "steigenden Leerstände" bestehe die Gefahr einer Korrektur, warnt die SNB in ihrer Lagebeurteilung vom 19. September 2019. Da in der Eurozone die Immobilienmärkte ebenfalls heißgelaufen sind, hat der Euro hier aber keinen Vorteil.

2017, jenes Jahr, in dem der Euro gegenüber dem Schweizer Franken um 9,3% zulegte, war ein Sonderjahr. Die Schweizer Wirtschaft hatte seinerzeit den Frankenschock durch die plötzliche Aufhebung der Euro-Stützgrenze noch nicht vollkommen bewältigt. Darüber hinaus gab es politischen Rückenwind, weil die Euro-Gegner in den Niederlanden und Frankreich bei Urnengängen den Kürzeren zogen.

Die Eurozonen-Wirtschaft beschleunigte stark, so dass selbst die radikalen EZB-Tauben unter Draghi zähneknirschend einer Verringerung der monatlichen Staatsanleihenkäufe zustimmen mussten. Die EZB habe es laut Erste-Group-Chef Andreas Treichl seinerzeit versäumt, die Zinsen anzuheben. "Und jetzt ist es vorbei", sagte Treichl im Sommer 2019, als sich abzeichnete, dass die EZB ihren Einlagenzins wegen der schwachen Konjunktur senken würde.

"Großer Deal"


Es gibt einen letzten Pfeil im Köcher, und so darf man den Euro noch nicht abschreiben. Wenn die von zwei früheren Finanzministern geführte EZB mit der Politik ein "großen Deal" vereinbart, könnte der Euro-Franken-Kurs ein Ausreißer-Jahr wie 2017 hinlegen. Die Politik würde mit Ausgabenprogrammen die Wirtschaft ankurbeln. Die EZB müsste sich im Gegenzug verpflichten, weniger zu tun, sonst würden Euroländer wie Deutschland, die Niederlande und Österreich nicht mitmachen.

Diese Arbeitsteilung haben Trump-Regierung und US-Notenbank (Fed) in den ersten beiden Jahren von Trumps Amtszeit recht erfolgreich praktiziert. Die nördlichen Euroländer sind allerdings erst bereit über Ausgabenprogramme zu reden, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sprich: Die Wirtschaftsleistung schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt. Und diese Konstellation steht einem deutlichen Anstieg des Euro-Franken-Kurses entgegen.

Wäre es wie in den USA, wo Trump die Konjunktur mit Steuersenkungen befeuerte, obschon die Wirtschaft noch robuste Wachstumszahlen aufwies und die Arbeitslosigkeit am sinken war, dürfte dem Euro erneut ein Anstieg auf 1,19-1,20 Franken gelingen. Damit die deutsche Politik proaktiv Geld in die Wirtschaft pumpt und den Stabilitätspakt lockert, so dass auch in Ländern wie Italien Ausgabenprogramme möglich werden, müsste aus heutiger Sicht irgendetwas "Out-of-the-Box" passieren.