Während sich auf Monatssicht die Lage für die verbleibenden ca. 90.000 Franken-Kreditnehmer in Österreich, die 13 Milliarden Euro zu tilgen haben, um Schuldenfrei zu sein, etwas verbessert hat, sieht es auf Jahressicht anders aus. Anfang November 2018 gab es für 1 Euro noch 1,14 Franken. Die Restschuld obigen Häuselbauers lag seinerzeit bei 138.596 Euro und damit knapp 6.000 Euro tiefer als aktuell.
"Wollen auch Sie das Risiko eines weiteren Verlustes durch Abwertung des Euro oder des Tilgungsträgers ausschließen, empfehlen wir Ihnen die Vereinbarung eines Beratungsgesprächs mit unseren FremdwährungsKredit- Expertinnen und -Experten, um mögliche, zu Ihnen passende Maßnahmen zu besprechen", heißt es auf einer Informationsseite der Bank Austria.
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Neue Wechselkursprognosen der Banken sind vorsichtig:
- "Der Devisenkurs dürfte sich in den nächsten Monaten hauptsächlich um EURCHF 1,0900 bewegen." (Raiffeisen Salzburg, 01.11.2019)
- Die Schaffhauser Kantonalbank sieht den EUR/CHF-Kurs in drei Monaten bei 1,08 und in zwölf Monaten bei 1,10 (31.10.2019)
- Eine Seitwärtsbewegung des Austauschverhältnisse unter leichten Schwankungen sei realistisch. (DZ Privatbank, 31.10.2019)
Franken-Kreditverträge in Österreich
Die Chancen für Franken-Kreditnehmer aus einem Entscheid des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) Kapital zu schlagen, sind gering. Man könne zu dem Ergebnis kommen, von Österreichs Banken ausgegebene Kreditverträge würden mit Blick auf das Wechselkursrisiko keine klare Sprache sprechen und die "verwendeten Kreditklauseln Konsumenten benachteiligen und daher missbräuchlich sind." Das meint zwar Sebastian Schumacher, Anwalt und Rechtskonsulent von help.ORF.at.
Tatsächlich hat der Oberste Gerichtshof (OGH) im Jahr 2013 zu Gunsten einer Fremdwährungskreditnehmerin entschieden. In diesem speziellen Fall müssen Bank, Vermögensberatungsfirma und die Vermögensberaterin für weitere Schäden, sprich: Wechselkursversluste, haften. Allerdings hatten es Bank und Kreditvermittler in diesem Fall auch wirklich übertrieben.
Eine Vermögensberaterin lotste die Frau nach dem Hauskauf zuerst in einen Franken-Kredit. Nur wenige Zeit später wurde die Fremdwährungskreditnehmern von ihrer Bank eingeladen, um ihr Darlehen auf einen Yen-Kredit umzustellen. Der Frau wurde in einer halben Stunde eine Vielzahl von Formularen zur Unterschrift vorgelegt worden, die ihr weder vorgelesen, noch erklärt worden seien.
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Die große Mehrheit der Franken-Kreditnehmer in Österreich wurde ganz sicher nicht auf diese Weise "abgfertigt". Die Chancen, dass ihre Wechselkursverluste von der Banken übernommen werden müssen, sind daher als gering einzustufen. Man muss schon ganz genau nachweisen, dass man nicht von der Bank über die Risiken des Fremdwährungskredits hinreichend aufgeklärt wurde. Das dürfte in den meisten Fällen unmöglich sein.
Österreich wird ganz sicher nicht dem Vorbild Ungarns folgen. Hier hat die Orbán-Regierung die Banken zu einer Zwangsumwandlung ausstehender Franken-Kredite verpflichtet. Die Politik hat also willkürlich Verträge abgeändert, wohl auch um auf Wählerfang zu gehen. Die negativen Folgen beschreibt die Neue Zürcher Zeitung so:
"Viele Haushalte bedienen nun ebenfalls ihre Forintkredite nicht mehr, weil sie auf Hilfen der Politik hoffen. Schließlich hat der mutwillige Eingriff in private Verträge das Vertrauen in den Standort Ungarn beschädigt. Viele ausländische Konzerne überlegen sich heute zweimal, ob sie in Ungarn investieren sollen."
Die Banken in Ungarn haben ihre Kreditvergabe markant eingeschränkt. Der ungarische Forint schwächte sich seit Orbáns-Zwangsumwandlung gegenüber dem Euro um 20% ab. Das ist ein klares Indiz dafür, dass Investoren die Rechtssicherheit in Ungarn anzweifeln. Die Tschechische Krone hat im selben Zeitraum gegen den Euro um sieben Prozent zugelegt.