Es ist die Rückabwicklung einer Euphorie- und Konjunkturblase. Angefangen hat alles im Frühjahr 2017. Damals ist die Eurozonen-Wirtschaft schwach. In den Niederlanden und Frankreich stehen wichtige Wahlen an.
Das Stimmvolk wählt EU-freundlich. Die französische Euro-Gegnerin Le Pen kommt nicht an die Macht. Der Euro-Franken-Kurs startet eine Rallye. Zwischen April 2017 und und April 2018 steigt die Devisennotierung von 1,07 auf 1,20 (+12,15%).
Die EZB belohnt die Wähler, in dem sie ihre Anleihenkaufprogramm unendlich in die Länge zieht. Der damalige EZB-Vizepräsident Vitor Constancio spricht von so genannten "Animal Spirits".
Und tatsächlich zieht das Wirtschaftswachstum in der Eurozone merklich an. In die Konjunktur eingespeiste Notenpressen-Euros bei Reformstillstand/Reformenrückwärtsgang scheinen genau das zu sein, was die Eurozone braucht.
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Ende 2018 ist die Party vorbei. Die Konjunktur in der Eurozone schwächt sich seitdem ab. Die EZB versucht mit immer neuen Geldspritzen gegenzuhalten. Die "Neue Zürcher Zeitung" kommentiert:
"Die EZB verliert sich in kleinteiligen Zielen, beschwört nichtexistente Gefahren (Stichwort: Deflation) und neigt zu Aktivismus."
Der Euro-Franken-Kurs hangelt sich weiter runter. Er sinkt Mitte 2019 unter die Marke von 1,10. Die Politiker in der Eurozone sind nicht anders als in den USA und anderswo. Man kehrt lieber vor den Haustüren anderer.
Trumps aggressive Handelspolitik und der Brexit werden zu Evergreener-Ausreden für die Konjunkturschwäche. Dass das Modell Euro-Notenpresse statt moderner Standortpolitik plus Strukturreformen nicht trägt, wollen Merkel, Draghi, Macron nicht eingestehen.
Für einen Franken-Kreditnehmer, der 2006 ein Darlehen im Gegenwert von 100.000 Euro zu einem Eurokurs von 1,55 Franken aufnahm, sieht es im April 2017 recht gut aus.
Seinerzeit ist der Euro bei 1,20 Franken. Es gibt die reelle Möglichkeit, dass sich Zinersparnis und Wechselkursverlust ausgleichen. Anfang 2020 ist dieser Traum zerplatzt. Der reine Wechselkursverlust liegt bei 44.860 Euro.
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